Sonntag, 15. November 2015
Leidenschaft
Ich weiß gerade irgendwie noch nicht so wirklich, wo mir der Kopf steht. Mein Wochenende war so weit wundervoll, aber meine gute Stimmung finde ich seit Samstag nicht dauerhaft wieder. Ich bin erschöpft von nicht viel und das Wetter ist auch besonders. Das einzige, was ich heute geschafft habe, ist ein wenig schreiben, deshalb haue ich den Text jetzt einfach mal hier rein. Keep Rocking.


„Und du wolltest schon immer in die Fußstapfen deines Vaters treten?“, setzte ich das Gespräch fort.
„Ich weiß nicht. Gelesen habe ich schon immer gern, es schien mir irgendwie eine logische Entscheidung zu sein.“, er lächelt, als er das sagt, doch ich merke einen gewissen Zweifel in seinen Worten, in seinem Gesichtsausdruck.
„Logisch? Samstag haben sich deine Worte noch anders angehört.“
„Irgendwer muss die Firma weiter führen. Manchmal überlegt man, ob man alles richtig gemacht hat, ob man sich für das Richtige entschieden hat. Ob man damit zufrieden ist, was man macht.“
„Ich weiß was du meinst, die Zweifel kamen mir auch schon ab und zu. Was würdest du denn gerne machen?“, frage ich, während er auf meine Hand blickt und mit seinen langen schlanken Fingern über meine Hand streicht.
„Manchmal, wenn ich die ganzen Geschichten lese, durch die Bücher blättere, würde ich gern selbst ein Buch schreiben. Alle meine Gedanken auf Papier bringen.“
„Und was spricht dagegen, warum machst du es nicht einfach?“, ich blicke ihm in die Augen.
„Ich glaube die Erwartungen an mich wären viel zu groß.“, versucht er meinen Blicken auszuweichen.
„Wenn du es machen willst, dann für dich. Nicht für irgend jemand Anderen. Wenn es deine Leidenschaft ist, dann mach es einfach. Nachher bereust du, dass du es nicht versucht hast
.




25
Während der Fahrt versuche ich mich mit Musik auf andere Gedanken zu bringen, ich bekomme das was Vicy gesagt hat nicht mehr aus dem Kopf. Was ist, wenn das zwischen mir und Will nicht das ist wofür ich es halte? Ich meine ich weiß selbst nicht, was das zwischen uns ist. Es fühlt sich alles vertraut an, ich bin noch nie so schnell so weit gegangen. Kann ich Will einschätzen oder übernehme ich mich an der ganzen Sachen? Die ganze Situation zerrt an mir. Ich merke jetzt erst, wie tief ich schon darin stecke, wie sehr ich mich in ihn verliebt habe.
Ich fahre die Auffahrt zu dem Haus meiner Eltern hinauf. Ich bin abgespannt und ich wünschte ich wäre etwas später gefahren, mir ist nach diesem Tag einfach nicht danach, mit meinen Eltern am Essenstisch zu sitzen und zu erzählen.
Ich gehe zur Haustür und hole meinen Schlüssel raus, doch meine Mutter öffnet schon die Tür.
„Ich hab also richtig gehört.“, sie nimmt mich in den Arm, „Wie war deine Fahrt.“
„Ganz schön lang.“
„Du bist später gekommen als ich dachte.“
„Vicy war noch kurz da und hat von ihren Prüfungen erzählt.“, lüge ich.
Ich stelle meine Tasche ab und gehe mit meiner Mutter ins Esszimmer. Als ich durch die Tür hineingehe, sehe ich ein alt bekanntes Gesicht. Josh, ein Freund den ich schon seit der Grundschule kenne, sitzt mit meinem Vater am Tisch.
„Liz, wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen.“, er steht auf und wir umarmen uns. Wir haben uns wirklich eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, da er für seinen Job auch etwas weiter weg gezogen ist und wir selten beide zur gleichen Zeit bei unseren Eltern zu Besuch sind. Nun kommt auch mein Vater auf mich zu und nimmt mich kurz in den Arm.
„Ich hole dann mal das Essen“, sagt meine Mutter und verschwindet in die Küche. Ich setzte mich neben Josh, meine Eltern scheinen gegenüber von uns zu sitzen.
„Und wie läuft es bei dir so in London?“, fängt mein Vater das Gespräch an.
„Eigentlich recht gut. Im Büro läuft es gut, mein Chef scheint mit mir zufrieden zu sein und ich lebe mich dort langsam ein.“
„Willst du dir nicht langsam eine größere Wohnung suchen, jetzt mit deinem festen Einkommen?“, meine Mutter mischt sich ins Gespräch ein, mit Lasagne beladen kommt sie in das Esszimmer.
„Eigentlich bin ich mit meiner Wohnung so weit zufrieden,so kann ich noch etwas sparen und für mich ist sie auch groß genug.“
Meine Vater tut jedem etwas zu Essen auf, während Josh einfach nur da sitzt und uns zuhört.
„Weißt du, Josh wird auch bald nach London ziehen, er hat dort eine Stelle bei einer großen Firma bekommen.“, bringt mein Vater Josh ins Spiel.
„Wirklich?“, ich schaue ihn interessiert an.
„Naja nichts Großes, aber ich hoffe du zeigst mir dann die Stadt?“, sagt er schüchtern.
„Auf jeden Fall. Dann sehen wir uns ja wieder öfter.“, ich lächle ihn an. Wir waren immer sehr gute Freunde und haben eigentlich immer über alles gesprochen.
„Ihr passt schon immer so schön zusammen.“, jetzt weiß ich worauf mein Vater eigentlich hinaus wollte, „Du hast doch keinen Freund oder?“
„Dass du es immer wieder versuchst mich zu verkuppeln.“, ich bin sauer auf meinen Vater und kann mich nicht zurückhalten.
„Aber ich meine doch nur, Josh ist ein bodenständiger, guter Mann und ihr kennt euch schon ewig.“, mein Vater spricht weiter, obwohl er weiß, dass meine Laune nur noch schlechter wird. Josh tut mir etwas leid, es scheint den Eindruck zu machen, dass er von alle dem nichts wusste.
„Das mag wohl sein, trotz alledem Suche ich mir meinen Mann lieber selber aus, du hast da kein Mitspracherecht.“
„Wenn du dich so anstellst, dann bleibst du immer alleine.“
„Lass das mal meine Sorge sein.“
„Irgendwann musst du dich darum auch mal kümmern. Du wirst auch nicht jünger.“
Mutter schlägt meinem Vater gegen den Arm.
„Und selbst, wenn ich einen Freund hätte, warum sollte ich dir davon erzählen, du würdest doch kein gutes Haar an ihm lassen.“
„Ja, aber du hast keinen.“, sagt mein Vater ruhig.
Ich stehe auf, schnappe meine Jacke und gehe aus dem Haus. Ich höre, wie meine Mutter mir noch nachruft, doch dann knallt die Tür zu.