Samstag, 28. November 2015
34
„Ich sage nur noch William Bescheid.“
Ich klopfe am Badezimmer und er stellt sofort die Dusche aus. „Kommst du runter? Wir wollen brunchen.“
„Ja, einen Moment ich ziehe mich nur schnell an.“, ruft er aus dem Badezimmer. Ich höre ein leises Rumpeln und ein kurzes zischen. „Ist alles gut?“ ,frage ich besorgt. Die Dusche ist etwas klein für einen großen Mann.
„Nein alles in Ordnung. Ich habe mich nur gestoßen.“, ruft er mir zu.
„Ich gehe schon mal vor. Du kommst nach?“

Ich gehe runter ins Esszimmer, meine Mutter hat extra den Tisch ausgezogen, dass wir alle einen Platz finden. Der Tisch ist bedeckt mit Essen, mehr als wir alle eigentlich essen könnten. Ann, Jack, Tim und mein Vater haben sich schon hingesetzt und betrachten den Berg aus Essen, der sich vor ihnen auftut. Meine Mutter huscht noch immer hin und her mit neuen Tellern. Ich ziehe den Stuhl neben Tim nach hinten um mich neben ihn zu setzen, doch dann legt er seine Hand auf ihn ab und schaut mich an.
„Kann William neben mir sitzen?“, fragt er mit großen Augen.
„Natürlich.“, ich lächle ihn an und rutsche einen Stuhl weiter. Tim scheint ihn scheinbar zu mögen.
Meine Mutter scheint nun alles heran getragen zu haben und setzt sich an die Stirnseite neben meine Vater. „Wo bleibt denn William?“, fragt sie als sie sich am Tisch umschaut.
„Er war noch duschen und wollte sich noch anziehen.“, antworte ich, doch dann sind auch schon seine Schritte auf der Treppe zu hören. Will trägt nun wieder die Krawatte, die er sich wohl nach unserem erstem Treffen gekauft haben muss, sie ist dunkel blau und passt wunderbar zu seinen Augen.
„Guten Morgen.“ , sagt er während er sich auf meine Schwester und meinen Schwager zubewegt. Er reicht meiner Schwester und dann meinem Schwager die Hand, „Schön sie kennen zu lernen.“
„Ebenso.“ , sagt meine Schwester munter und lächelt.
„William setzt du dich neben mich“, ruft Tim dazwischen.
„Ja, na klar.“, sagt Will und setzt sich zwischen mich und Tim. Tim ist ganz begeistert und grinst uns an.
Will greift mit seiner Hand auf mein Knie und blickt mich an. Er scheint in dieser etwas seltsamen Situation Bestätigung zu suchen. Wir sitzen hier am Frühstückstisch mit meiner Familie, dabei kennen wir uns gerade mal eine Woche. Das war für mich eigentlich immer ein Schritt, den ich erst nach ein paar Monaten angegangen bin, wenn es überhaupt soweit kam. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal etwas riskiert habe, wann ich so spontan war und nun sitze ich mit diesem Mann am Essenstisch mit meinen Eltern. Ich bin eigentlich selbst verunsichert und mit der Situation etwas überfordert, doch ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. Ich schaue ihm tief in die Augen und greife seine Hand. Augenblicklich scheinen wir beide etwas sicherer zu werden.