Sonntag, 17. Januar 2016
Infos zwischendurch
Ein kleines Update von mir. Ich bin gerade in der letzten Phase des Semesters, was im Grunde heißt, lernen und Belegarbeiten, die abgegeben werden müssen. In den Weihnachtsferien habe ich es zwar geschafft ein wenig an meiner Geschichte weiter zu schreiben, so dass ich mittlerweile bei den 63.000 Wörtern angekommen bin. Zu meinem Bedauern gefallen mir jetzt die Stellen nicht mehr so gut, die ich hier hochladen wollte. Ich werde nochmal versuchen diese zu überarbeiten und hochzuladen, aber viel versprechen kann ich nicht. Also heißt es im Grunde 6 ruhige Wochen von meiner Seite, ob ich es so lange ohne schreiben aushalte, ist wohl eine Andere Sache. Keep Rocking



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Ich versuche mich so gut wie möglich vom Thema abzulenken. Wir erzählen ein wenig, Josh erzählt, dass er seinen Mietvertrag schon unterschrieben hat, seine Sachen schon so gut wie auf dem Weg nach London sind.
„Was? Du ziehst schon Mittwoch um?“, wir haben uns wirklich lang nicht mehr gesehen, umso schöner, dass wir jetzt mehr Zeit haben, auch wenn es mir vorkommt als hätten wir bis jetzt nur über meine Beziehungsprobleme geredet.
„Wenn du Hilfe brauchst, sagst du Bescheid? Beim tragen kann ich dir zwar nicht helfen, falls du viel zum Einsortieren hast, bin ich die Nummer 1, die dir dabei helfen kann.“
Josh lächelt, „Seid wann denn das? Ich dachte du wärst Unordnung in Person.“ Wir lachen beide, da ruft Joshs Mutter von der Treppe. „Josh, hier ist ein Mann, der mit dir reden möchte.“
Josh ist etwas verwundert, steht jedoch auf und geht die Treppe hinunter. „Warte, ich komme gleich wieder.“
Ich stehe auf und sehe mich in diesem vertrautem kleinem Zimmer um. Neben dem kleinem Röhrenfernseher stehen alte DVDs, damals haben wir Harry Potter bestimmt alle 4 Wochen einen Teil geschaut. Mir fällt auf, wie lange ich ihn nicht mehr geschaut habe. In der Ecke steht noch Joshs alte Gitarre, ich greife sie und setzte mich auf sein Bett. Mein Daumen wandert über jede einzelne Seite, bringt sie zum schwingen. In London muss meine Gitarre schon vollkommen ein gestaubt sein. Sie Seiten sind alle etwas verstimmt, ich drehe an der Mechanik, versuche sie wenigstens ein wenig zu stimmen. Ich habe schon vergessen, wie Musik Anspannung vom mir nehmen kann. Ich schließe die Augen, und nach einigen Sekunden habe ich mir einige Akkorde wieder zurück ins Gedächtnis gerufen. Es vergehen einige Minuten, ich schmettere einem nach dem anderen Lied auf der Gitarre dahin.
Ich höre das Knarren auf den Treppenstufen, Josh scheint wieder zu kommen, er war ganz schön lange weg.
„Hör mal, William wartet unten, ich habe mit ihm geredet.“, sagt Josh vorsichtig und schaut mich an.
„Was?“
„Ich habe kurz mit ihm geredet. Er will nicht gehen ohne mit dir geredet zu haben. Er wartet draußen, falls du mit ihm reden willst.“
Ich stelle die Gitarre bei Seite und schaue Josh an. Ich würde gern wissen was er gerade denkt.
„Was meinst du, soll ich runter gehen, oder ihn noch etwas warten lassen?“, ich weiß selbst nicht was ich machen soll. Eigentlich habe ich auf das ganze hin und her keine Lust mehr. Aber für mich ist er scheinbar ein Magnet, der mich schon fast die Treppe runter zieht.



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„Ich weiß nicht. Also soweit ich ihn verstanden habe, will er dir erklären, was mit ihm los ist. Du kannst auch hier bleiben, wenn du willst.“
„Irgendwann muss ich wohl wieder das Haus verlassen, aber ich glaube ein paar Minuten kann er noch warten.“ Eigentlich würde ich jetzt schon gerne runter gehen, um zu sehen, wie er dort steht und auf mich wartet.
„Wir sehen uns doch schon nächste Woche wieder oder? Du wolltest mir doch, sagen wir mal beim aufräumen, helfen.“
„Ja“, wir lachen beide, bei seinen Worten. Ich nehme meinen Mantel von seinem Bett und ziehe mich an. „Bringst du mich noch mit runter?“
„Klar.“
Josh lässt mir den Vortritt auf der Treppe und wartet bis ich mir wieder meine Schuhe angezogen habe, aus denen ich vorhin nur kurz raus geschlüpft bin. Ich stehe vor der Tür und atme noch einmal tief ein. Sicher bin ich mir nicht, was mich jetzt erwartet und blicke nochmal Josh an. Er lächelt mich an und nickt bestätigend. Ok, ich muss da jetzt durch.
Ich greife die Klinke, öffne die Tür. Es hat wieder angefangen leicht zu nieseln. Will steht im Regen, vollkommen nass. Er steht dort in seinem schwarzen Mantel, mit den Händen in den Taschen.
Ich drehe mich noch einmal zu Josh um, um mich von ihm zu verabschieden. Wir nehmen uns noch einmal kurz in den Arm.
„Melde dich bei mir, wenn etwas ist.“, flüstert er mir ins Ohr.
„Ja und du wenn du Hilfe brauchst.“, ich freue mich, meinen besten Freund bald wieder an meiner Seite zuhaben. „Wir schreiben.“, er nickt mir bestätigend zu.
Mit einem leisen Knacken schließt sich die Tür hinter mir. Will kommt mir entgegen, mit den Händen in den Manteltaschen, trotzdem scheint er angespannt zu sein. Wir stehen uns gegenüber schauen uns in die Augen und es herrscht vollkommene stille. Der Regen fällt sanft auf meine Haar. Die Tropfen rollen kühl über mein warmes Gesicht. Sein Haar tropft schon vor Nässe und seine Gesicht glänzt. Sein Blick scheint erschöpft.
„Wollen wir uns nicht unterstellen, du bist schon vollkommen durchnässt.“, sage ich schließlich. Seine Lippen machen den Anschein eines Lächelns. Ich sehe die Bushaltestelle auf der anderen Straßenseite und laufe schnell vor.
Unter dem Unterstand angekommen streicht er sich durch das nasse Haar und schüttelt seine Hände, als wollt er das Wasser wieder von seinen Fingern haben.



Freitag, 8. Januar 2016
40
„Du hast mich wie immer durchschaut.“ , wir verstehen uns scheinbar immer noch blind. „Ach, ich weiß auch nicht, ich verstehe Will einfach nicht.“, ich atme laut aus.
„Das hätte ich mir gleich denken können, dass es um ihn geht.“, er lächelt und zieht dabei eine Augenbraue hoch, „Aber warte, wenn er heute noch hier ist, hast du ihn dann deinen Eltern vorgestellt?“
„Als du gegangen bist hat er sich bei mir entschuldigt, wir sind etwas gelaufen und haben geredet. Er wollte sie kennen lernen. Ehe ich etwas sagen konnte, hat sich Will meiner Mutter als mein Freund vorgestellt.“
„Hm, ok.“, Josh scheint genauso verwirrt zu sein, wie ich es gestern im ersten Moment war.
„Meine Eltern und Will haben sich recht gut verstanden und meine Mutter hat ihm angeboten über Nacht zu bleiben.“ Josh hört mir wie früher zu und nickt nachdenklich „Und eben wollten wir reden, was das nun zwischen uns ist. Es ist so weit auch sehr gut gelaufen, dann haben wir aber Lars getroffen. Will hat sich vollkommen seltsam verhalten, war eifersüchtig und wollte mit mir nicht darüber reden. Er hat sich mir entzogen und ist einfach gegangen, ohne noch einmal zurück zu blicken. Ich weiß nicht, es war irgendwie anders als das letzte Mal. Ich musste nicht weinen, hatte nicht das Gefühl, dass ich ihm nachlaufen muss. Ist das gut oder schlecht?“, ich bin noch immer vollkommen verwirrt und weiß nicht genau mit wem ich sonst darüber reden soll.
„Ich weiß nicht genau, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist. Ich meine hast du das Gefühl, dass sich es lohnt ihm nach zu laufen?“
„Das ist es ja irgendwie. Wenn ich bei ihm bin fühle ich mich wohl. Wenn wir erzählen, lachen oder ich einfach in seinen Armen einschlafe. Aber andererseits ist er manchmal so zurückweisend, als wäre er ausgetauscht, als wäre er jemand anders. Als würde ich ihn nicht kennen. Ich meine, wie lange kenne ich ihn jetzt? Eine Woche. Ich bin mir manchmal nicht sicher, ob ich ihn überhaupt kenne.Wenn er lacht würde ich dir sofort sagen, er ist das alles wert, aber wenn er so zurückweisend ist, bin ich mir da nicht mehr so sicher.“ Jetzt ist es das erste mal seit unserem „Streit“, wenn man es so nennen kann, dass mir die Tränen kommen. Ich war mir wohl scheinbar nicht klar was das alles für Gefühle in mir sind.
„Hey, nicht weinen.“, das ist der Grund dafür, warum ich Josh so sehr vermisst habe. Er nimmt mich in den Arm, gibt mir Sicherheit und hört mir einfach nur zu.
„Wenn du ihm wirklich wichtig, dann wird er sich wieder zusammen raffen. Gib ihm vielleicht etwas mehr Zeit und Freiraum.“, Josh streichelt sanft meinen Arm und ich schaffe es, mich wieder etwas zu beruhigen.



Donnerstag, 7. Januar 2016
39
Ich bleibe einfach stehen, ich weiß nicht genau warum, aber in dem Moment scheint es mir einfach so als würde es richtig sein. Vielleicht müssen wir beide einfach mal einem Moment nachdenken.
Dort stehe ich jetzt alleine auf dem Feldweg und schaue mich um. Außer mir ist niemand zu sehen. Eigentlich warte ich fast darauf, dass ich anfange zu weine oder Will wieder um die Ecke kommt und mir entgegen läuft, aber nichts von beidem passiert. Ich stehe einfach nur da und schaue auf die große Wiese neben mir. Wie ruhig es ist und der Anblick dieser großen grünen Fläche beruhigt mich unheimlich. Wie vertraut mir diese Gegend ist. In London habe ich es vermisst bis an den Horizont schauen zu können. In London gibt es in jeder Ecke etwas, was den Blick ablenkt oder Häuser die einem den Blick auf den Sonnenuntergang versperren. Hier kann man einfach nur gedankenlos in die Natur starren. Ich schaue auf mein Handy. Eine Nachricht von Vicky „Alles in Ordnung?“ Ich antworte nur kurz und schiebe dann mein Handy wieder in meine Jackentasche zurück. Ich stehe da und weiß nicht so genau, was ich jetzt machen soll. Ich überlege kurz ob ich nicht doch Will folgen soll. Ich laufe wieder in Richtung Stadt, die kleinen Straßen sind alle leer und ich fühle mich irgendwie schon wieder ganz zuhause, warum auch immer. Als ich Joshs Haus sehen bleibe ich stehen. Warum nicht? Ich gehe auf das kleine weiße Reihenhaus zu. In der Einfahrt stehen drei Autos, eins davon muss wohl Joshs sein. Ich drücke die kleine Klingel an der Tür und fühle mich sofort in meine Kindheit zurück versetzt. Wie ich früher vor der Tür stand, um zu fragen ob Josh zZit zum Spielen hat oder auf den Weg zum Schulbus ihn immer abgeholt habe.
„Liz, dich habe ich ja lang schon nicht mehr gesehen.“ Joshs Mutter öffnet die Tür und nimmt mich sofort kurz in den Arm. „Josh ist oben in seinem Zimmer, komm ruhig rein. Josh, Liz ist da, sie kommt hoch!“, ruft sie die Treppe hinauf. Ich nicke, ziehe meine Schuhe und meine Jacke aus. Die Stufen zu Joshs Zimmer sind mir noch immer so bekannt, ich könnte sie wahrscheinlich mit verbundenen Augen hinauf laufen. Oben angekommen steht Josh schon in seiner Zimmertür und wartet auf mich. „Was machst du denn hier.“, er lächelt mich an.
„Ich war gerade spazieren und als ich euer Haus gesehen habe, dachte ich mir, ich komme mal vorbei. Entschuldige, dass ich so ohne Voranmeldung rein platze.“
„Das ist doch kein Problem, das weißt du doch. Spazieren? Du gehst doch nur spazieren, wenn irgendetwas ist? Was ist heute los?“, wir setzten uns beide auf die Schlafcouch in seinem Zimmer. Es hat sich fast genau so wenig verändert, wie mein Zimmer. Es scheint noch alles an seinem vertrauten Platz zu sein.