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Ich schreibe Vicy eine Nachricht, ob sie nicht vorbeikommen kann, mir meinen Schlüssel bringt und dann kann ich ihr alles erzähle.
Ich hatte vollkommen vergessen, dass ich mit Will hier her gekommen war. Er fährt mich nach Hause. Es ist während der ganzen Fahrt ruhig, wir reden nicht miteinander und die Stimmung ist aus irgendeinem Grund bedrückend. Ich sehe mich im Auto um, es ist vollkommen sauber und aufgeräumt, als wäre es neu. In meinem Auto dagegen liegen überall Sachen herum, alte Wasserflaschen, eine Jacke und Mappen von der Arbeit. Dieses Auto wirkt dagegen fast vollkommen steril.
„Wann sehen wir uns das nächste Mal?“, ich versuche nicht vollkommen verzweifelt zu klingen, besonders gelungen ist es mir glaube ich nicht.
„Ich bin diese Woche auf Geschäftsreise in Manchester, aber ich komme am Freitag wieder. Wir können ausgehen, wenn du willst?“, Will konzentriert auf die Straße, blickt aber trotzdem kurz zur mir und lächelt mich an.
„Dann gehen wir Freitag essen? Ich bin dir ja auch noch ein paar Drinks schuldig.“
„Dann sind wir quitt.“ Will fährt an der Seite ran, wir stehen schon vor meiner Wohnung. Die Fahrt war schon fast etwas zu kurz.
„Soll ich noch mit aussteigen.“, er schaut mich an und lächelt leicht. Er hat sich noch immer nicht rasiert, aber es passt irgendwie zu ihm.
Ich schüttle den Kopf, „Brauchst du nicht, ich muss ja sowieso gleich weiter.“
Sein Lächeln steckt mich sofort an. Ich liebe es, was er mit einen Lächeln in mir auslösen kann, wie es mein Herz zum springen bringt.
Ich lehne mich über die Mittelkonsole, um ihn zu küssen. Sein Bart ist rau, doch seine Lippen umso weicher. Er greift meinen Arm und schließt die Augen.
Ich löse mich von ihm, seine Augen öffnen sich, da ist es wieder, dieses Funkeln.
„Ich melde mich diesmal, bei dir, versprochen. Schreib mir wenn du gut angekommen bist.“, er grinst schon fast, so dass man seine Grübchen sieht.

Hinter mir fährt Will davon und ich sehe Vicy an meiner Tür stehen, wie sie große Augen macht.
„Es ist nichts passiert? Der Kuss gerade sagt mir aber was anderes.“, sie lacht und ich muss etwas schmunzeln.
Ich schließe auf und während wir durch das Treppenhaus laufen, fange ich an ihr alles bis auf das kleinste Detail zu erzählen. Ich erzähle ihr von seinem Geständnis, von dem Kuss danach, von der Nacht.
Sie schaut mich etwas nachdenklich an.
„Was ist denn los?“, ich bin etwas verwundert, dass sie so ruhig ist.
„Also ich habe nochmal mit meiner Schwester gesprochen und gefragt, ob sie noch mehr über ihn weiß und dass sie meinen Schwager ausfragen soll. Also das was sie so gehört haben, war er früher wohl anders, jetzt ist er aber wohl sehr verschlossen und kühl. Wenn er sich mit einer Frau eingelassen hat, dann wohl überhaupt nur für Sex. Er ist soweit nett und freundlich, aber eben Gefühlskalt. Aber scheinbar ist es bei dir anders, wer weiß.“
Ich bin verwirrt, er hat mir zwar gesagt, dass er Kühl ist, es jetzt aber aus einem anderen Mund zu hören verwirrt mich irgendwie. Ist es bei mir anders oder spielt er mir das nur vor.
„Entschuldige, ich wollte ihn dir nicht schlecht reden. Ich wollte nur die Wahrheit sagen, ehe du dich in ihn verliebst.“ , Vicy ist nun aufgestanden und nimmt mich in dem Arm.
„Zu spät“, sage ich leise.
„Vielleicht irre sie sich auch, es ist schön dich zu sehen, wie du über ihn redest, wie gut gelaunt du bist. Wenn du ihn wirklich so magst, probiere es einfach, aber bitte sei vorsichtig.“, sie lächelt mich an, „So hast du deine Tasche gepackt?“
Während wir erzählt hatten, habe ich meine Sachen alle in einen Rucksack geschmissen. Ich nicke.

Ich setzte mich in mein Auto und winke Vicy noch einmal zu.