37
Wir laufen eine Weile so weiter, wir reden kaum, wir genießen nur die Ruhe. Wie schön es ist einmal aus London raus zukommen. Ich meine es ist eine sehr schöne Stadt und man gewöhnt sich an das Stadtleben, doch wenn es so ruhig ist, merkt man erst, wie gestresst der Körper eigentlich ist. Ich bin bestimmt schon zwei Jahre nicht mehr einfach durch das kleine Städtchen gelaufen, welches ich einmal mein Zuhause war. Wo ich jetzt Zuhause bin, weiß ich noch nicht so wirklich, ob hier oder in London. Wir laufen an dem Bach entlang, an dem ich gestern Abend schon mit Josh spazieren gegangen bin.
„Hier bin ich eigentlich sonst nur, wenn ich wütend oder traurig bin.“, sage ich als ich mich etwas bei Tageslicht umschaue.
„Wann warst du das letzte Mal hier?“, fragt Will während er meine Hand beobachtet, die mittlerweile auf seinem Bauch liegt.
„Gestern Abend.“, gestehe ich und schaue zum Boden. Gestern hatte Will mich unsanft darauf hingewiesen, dass wir nicht zusammen sind und dann kam er vorbei und bezeichnete sich vor meiner Mutter als mein Freund. Seltsam. Ich trete während des Laufens gehen einen kleinen Stein.
„Und das wegen mir.“, Will schaut nun etwas traurig auf den Boden.
Ich lege drücke meine Hand fester an seinen Körper, so dass ich seine Wärme an meiner Hand spüre. Er schaut auf, mir in die Augen.
„Es ist ok.“, sage ich sanft um ihn aufzumuntern.

Der kleine Feldweg auf dem wir laufen, macht eine Biegung und uns kommt auf einmal ein Hund entgegen gestürmt. Er schnüffelt uns neugierig an.
„Arko, komm her.“, ruft eine mir bekannte Stimme. Ich blicke auf und vor mir steht Lars. Ich habe ihn wirklich lange nicht mehr gesehen. Seine Haare sind lang und seine Locken stehen unter seiner Mütze hervor. Um seine Brust hängt eine Leine, darunter trägt er einen dunkel blauen Hoody. Sein Bart ist lang und ungepflegt, aber sein Lächeln ist noch immer das gleiche.
Er greift nach dem Hund und zieht ihn etwas zurück.
„Liz? Wir haben uns ja schon ewig nicht mehr gesehen. Du siehst gut aus.“, sagt Lars vorsichtig und mustert dabei Will mit einem kurzen Blick.
„Es ist bestimmt schon 4 Jahre her.“, die ganze Situation ist irgendwie befremdlich, ich glaube, das hat nun auch Will gemerkt. Es ist einen Moment still, niemand sagt etwas.
„Naja, ich muss dann weiter. Es war schön dich mal wieder zu sehen.“ sagt Lars und nimmt seinen Hund an die Leine, „Vielleicht sieht man sich irgendwann noch Mal.“
Er verschwindet so schnell wie er auftaucht ist. Will und ich gehen weiter den Weg entlang.
„Wer war das?“, fragt er nach einigen Minuten. In seiner Stimme ist nicht nur Eifersucht zu hören, er scheint auch etwas aufgebracht zu sein.
Ich überlege einen Moment, ob ich ihm die Wahrheit sage oder es einfach tod schweigen soll. Das würde es wahrscheinlich noch schlimmer machen, aber warum ist er so eifersüchtig?
„Das war Lars.“
„Aha.“, Er schaut mich noch immer musternd an, mit ernstem Blick. „Und woher kennst du Lars?“, platzt es dann scheinbar fast aus ihm raus. Mir ist es schon fast unangenehm über ihn zu reden. Ich reibe mir mit den Fingerkuppen über die Stirn, wohl eine Angewohnheit, die ich von meinem Vater übernommen habe.