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Ich bleibe einfach stehen, ich weiß nicht genau warum, aber in dem Moment scheint es mir einfach so als würde es richtig sein. Vielleicht müssen wir beide einfach mal einem Moment nachdenken.
Dort stehe ich jetzt alleine auf dem Feldweg und schaue mich um. Außer mir ist niemand zu sehen. Eigentlich warte ich fast darauf, dass ich anfange zu weine oder Will wieder um die Ecke kommt und mir entgegen läuft, aber nichts von beidem passiert. Ich stehe einfach nur da und schaue auf die große Wiese neben mir. Wie ruhig es ist und der Anblick dieser großen grünen Fläche beruhigt mich unheimlich. Wie vertraut mir diese Gegend ist. In London habe ich es vermisst bis an den Horizont schauen zu können. In London gibt es in jeder Ecke etwas, was den Blick ablenkt oder Häuser die einem den Blick auf den Sonnenuntergang versperren. Hier kann man einfach nur gedankenlos in die Natur starren. Ich schaue auf mein Handy. Eine Nachricht von Vicky „Alles in Ordnung?“ Ich antworte nur kurz und schiebe dann mein Handy wieder in meine Jackentasche zurück. Ich stehe da und weiß nicht so genau, was ich jetzt machen soll. Ich überlege kurz ob ich nicht doch Will folgen soll. Ich laufe wieder in Richtung Stadt, die kleinen Straßen sind alle leer und ich fühle mich irgendwie schon wieder ganz zuhause, warum auch immer. Als ich Joshs Haus sehen bleibe ich stehen. Warum nicht? Ich gehe auf das kleine weiße Reihenhaus zu. In der Einfahrt stehen drei Autos, eins davon muss wohl Joshs sein. Ich drücke die kleine Klingel an der Tür und fühle mich sofort in meine Kindheit zurück versetzt. Wie ich früher vor der Tür stand, um zu fragen ob Josh zZit zum Spielen hat oder auf den Weg zum Schulbus ihn immer abgeholt habe.
„Liz, dich habe ich ja lang schon nicht mehr gesehen.“ Joshs Mutter öffnet die Tür und nimmt mich sofort kurz in den Arm. „Josh ist oben in seinem Zimmer, komm ruhig rein. Josh, Liz ist da, sie kommt hoch!“, ruft sie die Treppe hinauf. Ich nicke, ziehe meine Schuhe und meine Jacke aus. Die Stufen zu Joshs Zimmer sind mir noch immer so bekannt, ich könnte sie wahrscheinlich mit verbundenen Augen hinauf laufen. Oben angekommen steht Josh schon in seiner Zimmertür und wartet auf mich. „Was machst du denn hier.“, er lächelt mich an.
„Ich war gerade spazieren und als ich euer Haus gesehen habe, dachte ich mir, ich komme mal vorbei. Entschuldige, dass ich so ohne Voranmeldung rein platze.“
„Das ist doch kein Problem, das weißt du doch. Spazieren? Du gehst doch nur spazieren, wenn irgendetwas ist? Was ist heute los?“, wir setzten uns beide auf die Schlafcouch in seinem Zimmer. Es hat sich fast genau so wenig verändert, wie mein Zimmer. Es scheint noch alles an seinem vertrauten Platz zu sein.