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„Ich gehe mal hoch, ich muss mir auch noch was anderes für nachher anziehen.“, ich wende mich von meiner Schwester ab und gehe die Treppe zu meinem Zimmer hinauf. Will steht in meinem Zimmer, in einer schwarzen Jeans und einem marine blauen Sweatshirt aus Wolle, ähnlich, wie der den er schon bei unserem ersten Date getragen hat. Er hat scheinbar die alte Gitarre meines Vaters in der Ecke entdeckt, die Gitarre auf ich meine ersten Lieder gespielt habe.
„Du spielst Gitarre?“, er nimmt die Gitarre am Hals und hebt sie hoch.
„Ja, früher habe ich viel gespielt, aber jetzt komme ich irgendwie nicht mehr dazu.“
„Zeigst du mir etwas.“, Will hält mir Gitarre entgegen und grinst mich an. Ich setzte mich auf das Bett, links von Will.
„Ok, mit der linken Hand musst du die Seiten greifen.“, ich nehme vorsichtig seine Hand und lege seine Finger auf die richtigen Seiten, damit ein Akkord dabei raus kommt. Ich bin ganz konzentriert, seine langen, kalten Finger wirklich auf die richtigen Seiten zu legen.
„So jetzt kannst du einmal alle Seiten anschlagen, dann hast du deinen ersten Akkord gelernt.“, ich schaue auf und sehe, wie Will mich anstarrt und anlächelt. Dann reißt es ihn wie aus einem Traum. „Wie? Was soll ich machen?“
Ich muss sofort schmunzeln, „Du hörst mir ja gar nicht zu?“
„Nein tut mir leid, ich war nur gerade so von dir fasziniert.“ Und da ist es wieder, dieses wundervolle Knistern zwischen uns. Ich sitze ganz nah bei ihm und halte immer noch seine Finger auf die richtigen Seiten. Wir schauen uns in die Augen und lächeln uns einfach nur an.
„Deine Hände sind immer noch ganz kalt.“, sage ich und streiche mit meinen Fingern über seine Hand.
„Ich wüsste etwas, wobei mir wieder warm wird.“, ehe ich mich versehen kann, hat er die Gitarre bei Seite geschoben und meinen Gesicht gegriffen. Ich lasse mich mit den Rücken auf das Bett fallen. Er folgt mir, legt sich auf mich. Er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht und schaut mir in die Augen. Sein Blick ist besänftige, er lächelt fast schon etwas schüchtern und hält inne. Er bewegt sich nicht weiter, liegt nur auf mir und schaut mich an. Ich spüre, wie sich sein Brustkorb hebt und senkt.
„Du bist anders als die anderen.“, sagt er ruhig und streichelt mir mit der weichen Hand über die Wange.
„Welche anderen?“, ich nehme seine Hand, halte sie fest.
„Alle anderen Menschen, die ich bis jetzt getroffen habe.“, eh ich etwas sagen kann, drück er mir einen kühlen Kuss auf die Lippen. Seine langen kalten Finger gleiten unter mein Shirt, bei der ersten Berührung seiner kalten Finger auf meinem Rücken, zucke ich zusammen. Er will seine Lippen von mir lösen, wahrscheinlich um sich zu entschuldigen, doch ich halten seinen Kopf sanft fest, presse ihn weiter auf meine Lippen.
„Liz, Telefon.“, ruft meine Mutter von der Treppe und unterbricht uns.
Will löst sich von mir und hält inne, lächelt mich an.
Ich stöhne und lege meinen Kopf in den Nacken. „Ja, warte ich komme.“ Wen hat meine Mutter, denn alles erzählt, dass ich zuhause bin. Will setzt sich auf und hilft mir hoch. Eh ich runter gehe gebe ich ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Da ist es wieder dieses Lächeln.