Leidenschaft
Ich weiß gerade irgendwie noch nicht so wirklich, wo mir der Kopf steht. Mein Wochenende war so weit wundervoll, aber meine gute Stimmung finde ich seit Samstag nicht dauerhaft wieder. Ich bin erschöpft von nicht viel und das Wetter ist auch besonders. Das einzige, was ich heute geschafft habe, ist ein wenig schreiben, deshalb haue ich den Text jetzt einfach mal hier rein. Keep Rocking.
„Und du wolltest schon immer in die Fußstapfen deines Vaters treten?“, setzte ich das Gespräch fort.
„Ich weiß nicht. Gelesen habe ich schon immer gern, es schien mir irgendwie eine logische Entscheidung zu sein.“, er lächelt, als er das sagt, doch ich merke einen gewissen Zweifel in seinen Worten, in seinem Gesichtsausdruck.
„Logisch? Samstag haben sich deine Worte noch anders angehört.“
„Irgendwer muss die Firma weiter führen. Manchmal überlegt man, ob man alles richtig gemacht hat, ob man sich für das Richtige entschieden hat. Ob man damit zufrieden ist, was man macht.“
„Ich weiß was du meinst, die Zweifel kamen mir auch schon ab und zu. Was würdest du denn gerne machen?“, frage ich, während er auf meine Hand blickt und mit seinen langen schlanken Fingern über meine Hand streicht.
„Manchmal, wenn ich die ganzen Geschichten lese, durch die Bücher blättere, würde ich gern selbst ein Buch schreiben. Alle meine Gedanken auf Papier bringen.“
„Und was spricht dagegen, warum machst du es nicht einfach?“, ich blicke ihm in die Augen.
„Ich glaube die Erwartungen an mich wären viel zu groß.“, versucht er meinen Blicken auszuweichen.
„Wenn du es machen willst, dann für dich. Nicht für irgend jemand Anderen. Wenn es deine Leidenschaft ist, dann mach es einfach. Nachher bereust du, dass du es nicht versucht hast.
sidekick_robin am 15. November 15
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25
Während der Fahrt versuche ich mich mit Musik auf andere Gedanken zu bringen, ich bekomme das was Vicy gesagt hat nicht mehr aus dem Kopf. Was ist, wenn das zwischen mir und Will nicht das ist wofür ich es halte? Ich meine ich weiß selbst nicht, was das zwischen uns ist. Es fühlt sich alles vertraut an, ich bin noch nie so schnell so weit gegangen. Kann ich Will einschätzen oder übernehme ich mich an der ganzen Sachen? Die ganze Situation zerrt an mir. Ich merke jetzt erst, wie tief ich schon darin stecke, wie sehr ich mich in ihn verliebt habe.
Ich fahre die Auffahrt zu dem Haus meiner Eltern hinauf. Ich bin abgespannt und ich wünschte ich wäre etwas später gefahren, mir ist nach diesem Tag einfach nicht danach, mit meinen Eltern am Essenstisch zu sitzen und zu erzählen.
Ich gehe zur Haustür und hole meinen Schlüssel raus, doch meine Mutter öffnet schon die Tür.
„Ich hab also richtig gehört.“, sie nimmt mich in den Arm, „Wie war deine Fahrt.“
„Ganz schön lang.“
„Du bist später gekommen als ich dachte.“
„Vicy war noch kurz da und hat von ihren Prüfungen erzählt.“, lüge ich.
Ich stelle meine Tasche ab und gehe mit meiner Mutter ins Esszimmer. Als ich durch die Tür hineingehe, sehe ich ein alt bekanntes Gesicht. Josh, ein Freund den ich schon seit der Grundschule kenne, sitzt mit meinem Vater am Tisch.
„Liz, wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen.“, er steht auf und wir umarmen uns. Wir haben uns wirklich eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, da er für seinen Job auch etwas weiter weg gezogen ist und wir selten beide zur gleichen Zeit bei unseren Eltern zu Besuch sind. Nun kommt auch mein Vater auf mich zu und nimmt mich kurz in den Arm.
„Ich hole dann mal das Essen“, sagt meine Mutter und verschwindet in die Küche. Ich setzte mich neben Josh, meine Eltern scheinen gegenüber von uns zu sitzen.
„Und wie läuft es bei dir so in London?“, fängt mein Vater das Gespräch an.
„Eigentlich recht gut. Im Büro läuft es gut, mein Chef scheint mit mir zufrieden zu sein und ich lebe mich dort langsam ein.“
„Willst du dir nicht langsam eine größere Wohnung suchen, jetzt mit deinem festen Einkommen?“, meine Mutter mischt sich ins Gespräch ein, mit Lasagne beladen kommt sie in das Esszimmer.
„Eigentlich bin ich mit meiner Wohnung so weit zufrieden,so kann ich noch etwas sparen und für mich ist sie auch groß genug.“
Meine Vater tut jedem etwas zu Essen auf, während Josh einfach nur da sitzt und uns zuhört.
„Weißt du, Josh wird auch bald nach London ziehen, er hat dort eine Stelle bei einer großen Firma bekommen.“, bringt mein Vater Josh ins Spiel.
„Wirklich?“, ich schaue ihn interessiert an.
„Naja nichts Großes, aber ich hoffe du zeigst mir dann die Stadt?“, sagt er schüchtern.
„Auf jeden Fall. Dann sehen wir uns ja wieder öfter.“, ich lächle ihn an. Wir waren immer sehr gute Freunde und haben eigentlich immer über alles gesprochen.
„Ihr passt schon immer so schön zusammen.“, jetzt weiß ich worauf mein Vater eigentlich hinaus wollte, „Du hast doch keinen Freund oder?“
„Dass du es immer wieder versuchst mich zu verkuppeln.“, ich bin sauer auf meinen Vater und kann mich nicht zurückhalten.
„Aber ich meine doch nur, Josh ist ein bodenständiger, guter Mann und ihr kennt euch schon ewig.“, mein Vater spricht weiter, obwohl er weiß, dass meine Laune nur noch schlechter wird. Josh tut mir etwas leid, es scheint den Eindruck zu machen, dass er von alle dem nichts wusste.
„Das mag wohl sein, trotz alledem Suche ich mir meinen Mann lieber selber aus, du hast da kein Mitspracherecht.“
„Wenn du dich so anstellst, dann bleibst du immer alleine.“
„Lass das mal meine Sorge sein.“
„Irgendwann musst du dich darum auch mal kümmern. Du wirst auch nicht jünger.“
Mutter schlägt meinem Vater gegen den Arm.
„Und selbst, wenn ich einen Freund hätte, warum sollte ich dir davon erzählen, du würdest doch kein gutes Haar an ihm lassen.“
„Ja, aber du hast keinen.“, sagt mein Vater ruhig.
Ich stehe auf, schnappe meine Jacke und gehe aus dem Haus. Ich höre, wie meine Mutter mir noch nachruft, doch dann knallt die Tür zu.
sidekick_robin am 15. November 15
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Der gestrige Tag sollte für mich eigentlich einer der schönsten Tage der letzten Woche werden, doch nun bin ich vollkommen erschüttert. Ich kann meine Gedanken nicht in Worte fassen. Den gestrigen Abend habe ich mit Freunden verbracht, ohne Handy, ohne Fernsehen, ohne jegliche Nachrichten aus der Welt. Wir haben nichts von dem erfahren, was gestern Nacht schreckliches in Paris passiert ist, noch immer macht es mich einfach sprachlos, es macht mir Angst. Angst, dass in diesen Zeiten, selbst bei uns, Sicherheit keine Selbstverständlichkeit ist. Angst, dass auf den sinnlosen Tod dieser vieler Menschen weitere Tode folgen. Tatsächlich auch Angst vor einem Krieg. Es ist bizarr, wenn man auf einmal mit solchen Gedanken konfrontiert wird, mit Angst.
Ich möchte jetzt auch keine politischen Ansichten hier diskutieren, dafür bin ich in der Thematik nicht gut genug informiert, um nichts standhafte Argumente zu bringen. Ich will mich nur eindeutig gegen Hass, Gewalt, Tod und Krieg. Gegen menschenfeindliches Handeln, für die Freiheit des Menschen, für die Freiheit der Gedanken, für die Freiheit der Meinung und auch für ein friedliches Beisammensein jeder Religion.
Im Gedanken bin ich bei den Freunden und Familien, der Menschen die nicht nur gestern in Paris Opfer des Terrors wurden, sondern auch bei denen, die ihr Leben in den letzten Wochen in anderen Städten der Welt gelassen haben. Die Opfer eines sinnlosen Krieges geworden sind.
Ruht in Frieden .
sidekick_robin am 14. November 15
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24
Ich schreibe Vicy eine Nachricht, ob sie nicht vorbeikommen kann, mir meinen Schlüssel bringt und dann kann ich ihr alles erzähle.
Ich hatte vollkommen vergessen, dass ich mit Will hier her gekommen war. Er fährt mich nach Hause. Es ist während der ganzen Fahrt ruhig, wir reden nicht miteinander und die Stimmung ist aus irgendeinem Grund bedrückend. Ich sehe mich im Auto um, es ist vollkommen sauber und aufgeräumt, als wäre es neu. In meinem Auto dagegen liegen überall Sachen herum, alte Wasserflaschen, eine Jacke und Mappen von der Arbeit. Dieses Auto wirkt dagegen fast vollkommen steril.
„Wann sehen wir uns das nächste Mal?“, ich versuche nicht vollkommen verzweifelt zu klingen, besonders gelungen ist es mir glaube ich nicht.
„Ich bin diese Woche auf Geschäftsreise in Manchester, aber ich komme am Freitag wieder. Wir können ausgehen, wenn du willst?“, Will konzentriert auf die Straße, blickt aber trotzdem kurz zur mir und lächelt mich an.
„Dann gehen wir Freitag essen? Ich bin dir ja auch noch ein paar Drinks schuldig.“
„Dann sind wir quitt.“ Will fährt an der Seite ran, wir stehen schon vor meiner Wohnung. Die Fahrt war schon fast etwas zu kurz.
„Soll ich noch mit aussteigen.“, er schaut mich an und lächelt leicht. Er hat sich noch immer nicht rasiert, aber es passt irgendwie zu ihm.
Ich schüttle den Kopf, „Brauchst du nicht, ich muss ja sowieso gleich weiter.“
Sein Lächeln steckt mich sofort an. Ich liebe es, was er mit einen Lächeln in mir auslösen kann, wie es mein Herz zum springen bringt.
Ich lehne mich über die Mittelkonsole, um ihn zu küssen. Sein Bart ist rau, doch seine Lippen umso weicher. Er greift meinen Arm und schließt die Augen.
Ich löse mich von ihm, seine Augen öffnen sich, da ist es wieder, dieses Funkeln.
„Ich melde mich diesmal, bei dir, versprochen. Schreib mir wenn du gut angekommen bist.“, er grinst schon fast, so dass man seine Grübchen sieht.
Hinter mir fährt Will davon und ich sehe Vicy an meiner Tür stehen, wie sie große Augen macht.
„Es ist nichts passiert? Der Kuss gerade sagt mir aber was anderes.“, sie lacht und ich muss etwas schmunzeln.
Ich schließe auf und während wir durch das Treppenhaus laufen, fange ich an ihr alles bis auf das kleinste Detail zu erzählen. Ich erzähle ihr von seinem Geständnis, von dem Kuss danach, von der Nacht.
Sie schaut mich etwas nachdenklich an.
„Was ist denn los?“, ich bin etwas verwundert, dass sie so ruhig ist.
„Also ich habe nochmal mit meiner Schwester gesprochen und gefragt, ob sie noch mehr über ihn weiß und dass sie meinen Schwager ausfragen soll. Also das was sie so gehört haben, war er früher wohl anders, jetzt ist er aber wohl sehr verschlossen und kühl. Wenn er sich mit einer Frau eingelassen hat, dann wohl überhaupt nur für Sex. Er ist soweit nett und freundlich, aber eben Gefühlskalt. Aber scheinbar ist es bei dir anders, wer weiß.“
Ich bin verwirrt, er hat mir zwar gesagt, dass er Kühl ist, es jetzt aber aus einem anderen Mund zu hören verwirrt mich irgendwie. Ist es bei mir anders oder spielt er mir das nur vor.
„Entschuldige, ich wollte ihn dir nicht schlecht reden. Ich wollte nur die Wahrheit sagen, ehe du dich in ihn verliebst.“ , Vicy ist nun aufgestanden und nimmt mich in dem Arm.
„Zu spät“, sage ich leise.
„Vielleicht irre sie sich auch, es ist schön dich zu sehen, wie du über ihn redest, wie gut gelaunt du bist. Wenn du ihn wirklich so magst, probiere es einfach, aber bitte sei vorsichtig.“, sie lächelt mich an, „So hast du deine Tasche gepackt?“
Während wir erzählt hatten, habe ich meine Sachen alle in einen Rucksack geschmissen. Ich nicke.
Ich setzte mich in mein Auto und winke Vicy noch einmal zu.
sidekick_robin am 13. November 15
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