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„Ich sage nur noch William Bescheid.“
Ich klopfe am Badezimmer und er stellt sofort die Dusche aus. „Kommst du runter? Wir wollen brunchen.“
„Ja, einen Moment ich ziehe mich nur schnell an.“, ruft er aus dem Badezimmer. Ich höre ein leises Rumpeln und ein kurzes zischen. „Ist alles gut?“ ,frage ich besorgt. Die Dusche ist etwas klein für einen großen Mann.
„Nein alles in Ordnung. Ich habe mich nur gestoßen.“, ruft er mir zu.
„Ich gehe schon mal vor. Du kommst nach?“
Ich gehe runter ins Esszimmer, meine Mutter hat extra den Tisch ausgezogen, dass wir alle einen Platz finden. Der Tisch ist bedeckt mit Essen, mehr als wir alle eigentlich essen könnten. Ann, Jack, Tim und mein Vater haben sich schon hingesetzt und betrachten den Berg aus Essen, der sich vor ihnen auftut. Meine Mutter huscht noch immer hin und her mit neuen Tellern. Ich ziehe den Stuhl neben Tim nach hinten um mich neben ihn zu setzen, doch dann legt er seine Hand auf ihn ab und schaut mich an.
„Kann William neben mir sitzen?“, fragt er mit großen Augen.
„Natürlich.“, ich lächle ihn an und rutsche einen Stuhl weiter. Tim scheint ihn scheinbar zu mögen.
Meine Mutter scheint nun alles heran getragen zu haben und setzt sich an die Stirnseite neben meine Vater. „Wo bleibt denn William?“, fragt sie als sie sich am Tisch umschaut.
„Er war noch duschen und wollte sich noch anziehen.“, antworte ich, doch dann sind auch schon seine Schritte auf der Treppe zu hören. Will trägt nun wieder die Krawatte, die er sich wohl nach unserem erstem Treffen gekauft haben muss, sie ist dunkel blau und passt wunderbar zu seinen Augen.
„Guten Morgen.“ , sagt er während er sich auf meine Schwester und meinen Schwager zubewegt. Er reicht meiner Schwester und dann meinem Schwager die Hand, „Schön sie kennen zu lernen.“
„Ebenso.“ , sagt meine Schwester munter und lächelt.
„William setzt du dich neben mich“, ruft Tim dazwischen.
„Ja, na klar.“, sagt Will und setzt sich zwischen mich und Tim. Tim ist ganz begeistert und grinst uns an.
Will greift mit seiner Hand auf mein Knie und blickt mich an. Er scheint in dieser etwas seltsamen Situation Bestätigung zu suchen. Wir sitzen hier am Frühstückstisch mit meiner Familie, dabei kennen wir uns gerade mal eine Woche. Das war für mich eigentlich immer ein Schritt, den ich erst nach ein paar Monaten angegangen bin, wenn es überhaupt soweit kam. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal etwas riskiert habe, wann ich so spontan war und nun sitze ich mit diesem Mann am Essenstisch mit meinen Eltern. Ich bin eigentlich selbst verunsichert und mit der Situation etwas überfordert, doch ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. Ich schaue ihm tief in die Augen und greife seine Hand. Augenblicklich scheinen wir beide etwas sicherer zu werden.
sidekick_robin am 28. November 15
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Die größten Lügen der Schul-/Studienzeit
Es gibt einige Sätze, die jeder Schüler und Student wohl kennt, „Ach nur 20min schlafen, danach fange ich an zu lernen“, „Der Lehrer/Prof. hat gesagt, das kommt sowieso nicht dran.“,“5 min schaue ich ins Internet, dann fange ich an“. Aus eigener Erfahrung weiß ich, nimmt man diese Worte in dem Mund, kommt am Ende nicht viel bei raus und das ist einer der Gründe, warum ich um 15 Uhr vollkommen übermüdet an meinem Schreibtische sitze. Gestern ist mir mal wieder aufgefallen, dass ich eigentlich eine Belegarbeit längst fertig haben wollte, also habe ich alles bis in die Nacht fertig gemacht und mich nach nicht mal 5 Std Schlaf wieder zum alltäglichen Weg zum Studium aufgemacht. Auch das ist ein weiteres Problem. Vollkommen übermüdet, wache ich früh morgens auf. Mein Bett ist kuschelig warm und draußen ist es noch nicht einmal hell. Anwesenheitspflicht gibt es bei uns in den meisten Fächern nicht, also begibt man sich 15 Minuten in den Kampf mit dem inneren Schweinehund, ob man nun los fährt oder nicht. Viele würde sagen, die fehlende Anwesenheitspflicht ist ein Vorteil, weil man sich keine Sorgen um Krankenscheine und ect. machen muss, aber verlockend ist es dann doch einfach einen Tag zuhause zu bleiben. Nachdem man dann doch eher widerwillig aufsteht und sich fertig macht, steigt die Begeisterung nicht wirklich wenn man im Hörsaal sitzt und der Prof. endlose Formeln in den Raum wirft. Glück hat man, wenn man wenigstens einen Dozenten hat, der ab und zu Witze erzählt, so dass man kurz lacht, bis man dann wieder mit leerem Blick auf die Formeln starrt. Das interessanteste am Tag ist scheinbar immer der Heimweg mit der Straßenbahn. In 40 min Fahrt kann ich viele seltsame Menschen beobachten und ich muss sagen, das ist immer wieder lustig. Manchmal hört man manche Menschen erzählen und würde sich am liebsten mit der Hand gegen den Kopf schlagen oder anfangen zu weinen. Vielleicht sollte ich anfangen mir aufzuschreiben, was so jeden Tag in der Bahn passiert und einen Blog daraus machen. Regelmäßig steht beispielsweise eine kleiner Junge an der Haltestelle. Er fängt immer spontan an zu schreiben, führt Selbstgespräche, pöbelt andere Fahrgäste an. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob er einfach schlecht erzogen ist oder eine dieser neuartigen Krankheiten hat, wer weiß das schon. Heute fing er einfach an zu schreiben, beim Laufen. Zuerst war ich besorgt, als ich von 100 m Entfernung ein Kindgeschrei hörte, dann sah ich jedoch den Jungen und habe sofort meine Kopfhörer rausgesucht um die kuriosen Geräusche des Jungen zu übertönen. Auf der Rückfahrt von der Fachhochschule stehen neben mir 2 Studenten, reden über Plumpsklos, machen dabei laute Furz Geräusche und ich verliere wieder jegliche Hoffnung auf vernünftige Männer auf dieser Welt.
Mittlerweile ist es 16 Uhr, ich weiß nicht wie ich es schon wieder geschafft habe mich eine Stunde von der Arbeit abzulenken, aber gut ich machen dann mal weiter.
PS. Es gab heute Käseschnitzel und ich konnte es nicht einmal essen. :(
Weißt du was Liebe ist?
Ich laufe die Straße auf meine Heimweg entlang. Es ist kalt, die Kapuze meines Mantels habe ich mir ins Gesicht gezogen, die Hände stecken in meiner Jacke. Ein kalter Wind weht mir ins Gesicht, warme Tränen rollen meine Wangen hinunter. Kaum hatte ich die Bahn verlassen konnte ich meine Tränen nicht mehr bei mir behalten. Ich dachte nicht, dass ich jemals jemanden erleben würde, der solche Worte benutzen sollte. „Ich habe beschlossen beiseite zu treten, weil ich will, dass sie glücklich ist und wenn das bedeutet dass ich das Wichtigste[sie] in meinem Leben verzichten muss, dann ist das so.[...]“ Weiß ich, was Liebe ist, wie es sich anfühlt jemanden so sehr zu lieben? Kenne ich den Schmerz? Nein. Diese Worte haben es mir klar gemacht. Eigentlich weine ich nicht, doch obwohl diese Worte nicht mich selbst betroffen haben, haben sie mich zum weinen gebracht. Solche Worte habe ich nicht erwartet, nicht von ihm. Mein leerer Blick geht zu Boden, die Pflastersteine vor mir verschwimmen zu einer unklaren Masse. Ich merke wie das Handy in meiner Jackentasche vibriert, ich habe Angst, dass wenn ich die nächste Nachricht lese, vollkommen in Tränen auszubrechen, also versuche ich es zu ignorieren, bis ich Zuhause bin. Ich stehe mit meinem Schlüssel vor der Haustür, überlege, ob ich draußen bleibe, bis ich mich wieder beruhigt habe. Meine Finger fühle ich vor Kälte kaum noch. Ich riskiere es, dass mich jemand so sieht, mich unnötig fragt, was passiert ist. Zu meinem Glück ist noch niemand Zuhause. Meine Jacke und Tasche schmeiße ich in die Ecke, versuche mich zu beruhigen, schaue auf mein Handy. Zitternd halte ich meinem Finger über die Nachricht auf dem Bildschirm. Wieder rollen Tränen über mein Gesicht, doch langsam werde ich ruhiger. Ich liege in meinem Bett, blicke an die Decke. Sonst bin ich nicht so emotional, übe mich sonst mehr in Selbstkontrolle. Doch wie könnte mich das nicht mitnehmen?
Selbst jetzt, als ich den Text schreibe, kann ich meine Tränen kaum zurück halten.
sidekick_robin am 24. November 15
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