#56
„Ich glaub, er will was von dir.“, sagt George leise.
„Meinst du?“, ich blicke mich um.
„So wie er dich anschaut.“
Ich fühle mich ein wenig geschmeichelt, „Zu spät, ich habe jetzt wohl scheinbar einen Freund.“, grinse ich George an, „Übrigens denkt Alice, aus meiner Abteilung, wir wären ein Paar.“
„Du hast ihr aber sicher klar gestellt, dass wir das nicht sind?“, lacht George.
„Ja, wer weiß, was sonst für Gerüchte entstehen.“, lache ich.
„Ach, bin ich dir etwa nicht gut genug.“
„Du bist natürlich perfekt.“, witzle ich rum, George schaut mich verwegen an.
Unser Essen wird uns von einer Kellnerin zusammen mit dem Trinken gebracht. Zum Mittag ist hier immer sehr viel los, trotzdem ist das Essen immer schnell fertig und man wartet höchstens 15 Minuten. George erzählt mir während des Essens über eine neue Serie, die er mit Vicy angefangen hat zu schauen. Er meint sie wäre sicher etwas für mich. Ich weiß nur gerade nicht genau wann ich mir die Zeit dafür nehmen soll. In nächster Zeit erscheinen noch ein paar Filme, die ich unbedingt noch schauen will. Der Vorteil, wenn man arbeiten geht ist eindeutig, dass man für so etwas genug Geld hat. Nachteil: Man hat kaum Zeit so viele Filme auf einmal zu schauen. Ich stochere ein wenig in meinen Nudeln herum.
„Schmeckt es etwa nicht?“, Tristan steht an unserem Tisch, „Ist soweit alles in Ordnung?“
„Es schmeckt sehr gut, ich war nur gerade im Gedanken.“, ich lächle in an.
Einige Tische weiter winkt ein Gast Tristan zu. „Ich muss dann auch schon weiter.“
„Also ich wurde hier noch nie gefragt, ob das Essen in schmeckt. Er will auf jeden Fall etwas von dir.“, zieht George mich auf. Ich trete ihn sanft unterm Tisch.
„Und was hast du die Woche noch so vor? Die ganze Woche etwas mit Will unternehmen?“, fragt er schließlich.
„Will ist bis Freitag von der Arbeit aus in Manchester. Mittwoch zieht Josh her und ich wollte ihm ein wenig beim auspacken helfen.“
„Josh war dein Sandkastenfreund?“
„Ja. Vielleicht können wir am Donnerstag alle noch zusammen etwas unternehmen? Josh kennt hier glaube ich noch niemanden und ich würde ihn euch gerne vorstellen.“
„Klingt nicht schlecht, das sollte irgendwie hin hauen. Braucht er noch Hilfe beim Tragen oder so etwas?“
„Ich glaube nicht. Er hat extra ein Umzugsunternehmen beauftragt.“
sidekick_robin am 13. November 16
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55
12 Uhr mache ich mich auf den Weg zur Eingangshalle. George steht schon draußen und wartet auf mich. Zur Begrüßung nehmen wir uns kurz in den Arm.
„Wo wollen wir heute essen? Beim Italiener um die Ecke?“, ich habe irgendwie Appetit auf Nudeln.
„Können wir machen.“
Die Frühlingssonne scheint heute besonders schön, die Luft fühlt sich schon fast frisch an. Auf den Straßen ist einiges los, dennoch scheint für mich alles friedlich. Radfahrer schlängeln sich ihren Weg zwischen den Autos hindurch.
George und ich laufen still nebeneinander her. Ich atme tief ein, schließe die Augen, einen Moment vergesse ich die ganzen Menschen und Autos um mich herum.
„Also, du und Will?“, schaut mich George an.
„Scheint so.“ Ich blicke auf die einzelnen Pflastersteine vor mir, auf dem Boden.
„Er meint es ernst mit dir? Was ich bis jetzt so von ihm gehört habe, macht eher weniger den vertrauenswürdigen Eindruck.“
Georges Worte klingen so ähnlich wie schon die Worte von Vicy und meiner Schwester. Sehen sie nicht, was ich an ihm sehe oder bin ich blind?
„Ich glaube er meint es ernst. Ich vertraue ihm. Keine Ahnung warum, es ist einfach so ein Gefühl. Meinst du nicht, dass sich Menschen ändern können?“, ich bleibe ganz ruhig, ich weiß meine Freunde wollen nur das Beste für mich, dennoch bin ich innerlich etwas aufgewühlt.
„Doch ich glaube schon, für Außenstehende ist das manchmal nur schwer nachzuvollziehen. Wir wollen nur, dass du glücklich bist.“
„Glaub mir, das bin ich.“
Wir sitzen an unserem Tisch und schauen beide in die Karte.
„Hey, schön euch beiden wieder zu sehen.“, irgendwoher kommt mir die Stimme bekannt vor. Ich blicke von der Speisekarte auf und sehe ich Tristan im Hemd, wie er uns beide angrinst.
„Schön dich wieder zu sehen. Du arbeitest hier? Ich habe dich noch nie hier gesehen.“, antworte ich freundlich.
„Ich arbeite hier öfter in den Semesterferien. Seid ihr Samstag noch gut nach Hause gekommen?“
„Halbwegs.“, sagt George und schmunzelt zu mir herüber.
Tristan sieht vollkommen verändert aus, nicht so lässig wie am Freitag Abend im Club. Seine Tattoos sind durch die Ärmel der Hemdes verdeckt und sein etwas längeres Haar nach hinten gekämmt. Wenn ich ihn so ansehe, könnte ich denke ich blättere gerade in einem Modemagazin.
„Wisst ihr schon, was ihr bestellen wollt?“
„Ich nehme die Spagetti und einen Orangensaft.“, ich gebe ihm meine Karte und er lächelt mich freundlich an.
„Ich die Lasagne und ein Wasser.“, antwortet George nach einem weiterem Blick in die Karte.
„In Ordnung.“ Tristan verschwindet wieder so schnell, wie er aufgetaucht ist.
sidekick_robin am 12. Juni 16
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54
Als wir auflegen, brauche ich zur Abwechslung nicht lange, um einzuschlafen. Die Nacht ist früh mich trotzdem nicht sonderlich erholsam. Nach einer kurzen Dusche mache ich mich auf den Weg zur Arbeit.
Auf Arbeit angekommen, bin ich etwas zu spät. Ich war zu sehr im Gedanken versunken, dass ich vollkommen die Zeit vergessen habe. Trotzdem bin ich gut gelaunt und kann nicht aufhören zu lächeln. Als erstes gehe ich in den Aufenthaltsraum und koche mir einen Kaffee, dass beste was man so früh am Morgen machen kann.
Eine Kollegin, Alice kommt durch die Tür, „Guten Morgen, Elizabeth richtig?“
„Morgen, Liz reicht eigentlich schon.“
„Ich habe mich noch gar nicht so wirklich mit dir unterhalten. Hast du nicht noch 5 min Zeit?“ Sie hat recht, wir haben uns noch nie unterhalten, wurden nur von Kollegen einander vorgestellt.
„Ja klar gerne.“, ich setzte mich an den kleinen Tisch während Alice sich ebenfalls einen Kaffee kocht.
„Wie lang bist du jetzt schon hier?“
„Über ein halbes Jahr.“
„Frisch von der Uni?“
„Ja, ich wurde nach meinem Praktikum zum Glück sofort übernommen.“
„Dein Freund hat mit dir studiert?“,fragt Alice und dreht sich um.
„Mein Freund?“
„Der junge Mann, mit dem du immer Essen gehst. Ich hab euch schon ein paar Mal gesehen.“
„Ach, das ist George, wir sind nur befreundet. Wir saßen in einigen Kursen an der Uni zusammen.“
„Hast du einen Freund, wenn ich fragen darf?“
„Ja, aber noch nicht so lange, es ist alles noch etwas frisch.“
„Das kenne ich noch, am Anfang ist alles noch so schön frisch und neu.“, Alice lächelt mich an und ich sehe an der Hand ihren Ehering.
„Und du bist verheiratet?“
„Ja“, nun schaut sie auf ihren Ehering, „Schon eine ganze Weile, um ehrlich zu sein. Ich alte Frau.“ Wir fangen beide an zu lachen. Sie ist etwas älter als ich. Ein Professor von der Uni hat immer gesagt, um jemanden kennen zu lernen sollte man nie über die Arbeit reden, lieber über die Familie. Das Thema Familie lässt sich nie ganz ausschöpfen, man findet immer etwas zum reden.
„Wie lang seit bist du schon verheiratet?“
„Wir haben gleich nach dem Studium geheiratet, als wir beide einen Job hatten. Lass mich überlegen. Es müssten bald 12 Jahre sein. Du und dein Freund macht euch noch keine Gedanken darüber?“
„Oh Gott, nein. Wir sind erst seit dem Wochenende zusammen.“
„Als du sagtest frisch, meintest du es wohl auch.“, lacht Alice laut auf.
„Ich muss mich erst einmal an den Gedanken gewöhnen, dass ich überhaupt einen Freund habe.“, lächle ich.
„Wie habt ihr euch kennen gelernt?“
„Er hat mich in einem Geschäft angesprochen und wir haben uns schließlich zufällig noch einmal auf einer Hochzeit wieder getroffen.“
„Auf einer Hochzeit? Wie klischeehaft.“
„Es war nicht so romantisch, wie es klingt. Ich war dort, um eine Freundin abzuholen, in Jeans und schlabber T-Shirt.“
„Und er hat dich trotzdem genommen.“, lächelt Alice breit.
„Scheint so.“, grinse ich zurück. „Ich muss jetzt glaub ich auch zurück an die Arbeit.“
„Es war schön mal mit jemanden zu erzählen, vielleicht sieht man sich ja später nochmal.“, ich nehme meine Kaffeetasse und gehe in mein Büro. Es liegt ein ganzer Stapel Papiere vor mir, aber heute scheint meine gute Laune einfach nicht zu verschwinden. Ich soll bis in 3 Wochen unsren Investoren ein neues Projekt vorstellen, es gibt einiges in das ich mich einarbeiten muss, was eigentlich nicht mein Fachgebiet ist. Vielleicht reicht meine Gefühlsaufschwung und mein Kaffee, damit ich heute zumindest etwas voran komme.
sidekick_robin am 30. Mai 16
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53
'Ja, ich wollte eigentlich gerade schlafen gehen.Warum kannst du nicht schlafen?'
'Ich bin es eigentlich gewohnt länger wach zu sein.'
'Wir können auch noch telefonieren, wenn du möchtest.' Ich weiß nicht genau, warum ich diesen Vorschlag mache. Ich bin eigentlich gerade viel zu müde. Ich wollte die Zeit alleine dafür nutzen, um mir überhaupt erst einmal klar zu werden, was gestern passiert ist. Immer war jemand um mich herum, so dass ich keinen ruhigen Gedanken fassen konnte.
'Aber wirklich nur, wenn du nicht zu müde bist.'
Und trotzdem wähle ich seine Nummer.
„Hey.“, begrüßt er mich begeistert. „Nicht Müde?“
„Doch, schon ein wenig, aber wann will ein Mann schon einmal freiwillig telefonieren? Die Moment muss ich ausnutzen.“, übertünche ich meine Müdigkeit.
„Ist etwas?“, fragt Will nun etwas verunsichert.
„Darf ich ehrlich sein?“
„Ja natürlich. Sag mir, was los ist.“ Will klingt vollkommen ruhig und schafft es seine Verunsicherung so gut wie möglich zu überspielen.
„Ich habe gerade nachgedacht. Nicht sonderlich lange, nur bist du geschrieben hast.“ Ich gebe mir selbst einen Moment Zeit, um irgendwie die richtigen Worte zu finden. „Vicky wollte eben auch noch mit mir reden. Sie war etwas überrascht, als ich sie mehr oder weniger auf den neusten Stand gebracht habe.“
„Jetzt bist du etwas verunsichert, was es uns beide angeht?“
„Nein, ich weiß auch nicht. Vielleicht ist ging alles nur etwas schnell. Immerhin hatten wir nur ein Date und dann noch den Freitag, was auch immer das war. Du hast dich gestern meinen Eltern vorgestellt.“
„Wenn du es langsamer angehen willst, habe ich wie gesagt kein Problem damit.“
„Langsamer? Jetzt, wo du meine Familie sogar schon kennst?“, lache ich. Es nimmt zumindest etwas die nachdenkliche Stimmung.
„Ja, ok, war wohl nicht ganz so gut durchdacht.“ Will lacht bei seinen eigenen Worten auf. „Wie wäre es, du hast diese Woche etwas Zeit für dich und Freitag gehen wir aus. Du suchst einen Film im Kino aus und ich ein Restaurant. Wir verbringen einfach nur etwas Zeit mit einander.“
„Was bedeutet, ich habe die Woche für mich?“
„Solltest du etwas Zeit für dich brauchen, nimmst du sie dir. Vermisst du mich, rufst du mich einfach an.“
„Gut, ich dachte schon, wir sind an dem Punkt angekommen, an dem du dich wieder 3 Tage nicht bei mir meldest.“, ziehe ich ihn liebevoll auf.
„Es tut mir immer noch leid.“
Nimm das nicht so ernst, ich ziehe dich bloß auf. Ich war betrunken und hätte mich wahrscheinlich auch beschwert, hättest du dich nur 24 Stunden nicht gemeldet.“
„Meldest du dich morgen kurz?“
„Wer weiß? Wann hast du Schluss?“
„Sicher erst spät, um 9.“
„Vielleicht rufst du mich einfach an?“
„Kann ich machen.“
„Vielleicht gehe ich dann auch ans Telefon.“
sidekick_robin am 11. Mai 16
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52
Zuhause angekommen bin ich vollkommen erschöpft. Will ist eine ganze Weile hinter mir her gefahren, irgendwann habe ich ihn jedoch aus den Augen verloren. Ich trete in meine leere Wohnung, bin vollkommen alleine. Die Ruhe stört mich jetzt schon. Ich stelle den Fernseher an nur, damit ich etwas im Hintergrund höre. Als ich auf meiner Couch sitze, schaue ich auf mein Handy. Vier neue Nachrichten. Die erste ist von Will. „Bist du gut angekommen? Ich habe dich irgendwo verloren“ Ich antworte, dass ich gut angekommen bin. „Gut. Schlaf schön, Darling.“ . Die nächste Nachricht ist von Vicy. „Du wolltest dich melden. Ruf an wenn du Zeit hast.“ Ich entscheide mich Vicy anzurufen, wenn ich die restlichen Nachrichten durchgeschaut habe. Die letzten zwei Nachrichten sind von meiner Schwester. „Schwesterherz, ich wollte dir nur sagen, dass es schön war dich mal wieder zu sehen. Man hat dir angesehen, dass du glücklich bist. Also genieße es und melde dich bald wieder. PS: Das Bild habe ich heimlich gemacht. Ich habe mir gedacht, es würde dir gefallen.“
Im Anhang ist ein Foto von dem Weg zum Restaurant, wie ich Hand in Hand mit Will und Tim den Weg entlang gehe. Beide schauen mich an, es ist einfach schön. Meine Einsamkeit ist gleich etwas verflogen.
Ich wähle Vicys Nummer, ich hoffe sie und George sind noch wach, es ist schon bald halb 11.
„Liz? Endlich meldest du dich mal, ich dachte schon du bist verschollen.“, sagt Vicys Stimme etwas verschlafen.
„Hab ich euch geweckt.?“
„Nicht wirklich, ich hab nur meine Augen ausgeruht.“
Ich höre Georges Lachen im Hintergrund, „Klar hat sie geschlafen.“
„Also, wie ist der Stand der Dinge?“
„Ich glaube, du bist überrascht, wenn ich dir erzähle, was noch alles passiert ist.“
„Leg los!“ Vickys Stimme ist ihre Neugier anzuhören und sie klingt zugleich etwas wacher.
„Ich habe mich mit Will gestritten, mehr oder weniger und es lief schlussendlich darauf hinaus, dass er sich meinen Eltern als meinen Freund vorgestellt hat.“
„Bitte, was?“, schreit Vicy verwirrt in den Hörer, „Habe ich etwas verpasst?“
Ich fange an alles von vorne zu erzählen, von Josh, der von meinen Eltern eingeladen würde über den Streit mit meinen Vater bis zu den Streit von heute.
„Also läuft zwischen euch etwas ernsteres?“,fragt sie schließlich als ich fertig bin.
„Ich glaube schon.“, ich bin noch immer selbst verwirrt.
„Hätte ich nicht gedacht, nachdem er sich die Tage nicht bei dir gemeldet hat.Scheinbar musst du nur betrunken sein und selbst die Initiative ergreifen. Ich gebe mir die Mühe dich zu verkuppeln und du bekommst das alles in 2 Tagen hin.“ Ich höre wie Vicy und George am Telefon lachen.
„Naja ich muss dann aber auch mal ins Bett. Ich bin vollkommen fertig. Fragst du George, ob wir uns morgen zum Mittag treffen?“
„Ja. Er nickt. Wir hören uns, wenn es was Neues gibt?“
„Klar. Bis dann.“
Wir legen auf. Ich habe noch eine Nachricht von Will. „Bist du noch wach? Ich kann nicht schlafen.“
sidekick_robin am 27. April 16
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51
Will greift mich an meiner Hüfte an sich und lächelt mich an.
„Das war ein wundervolles Wochenende, Darling.“
„Ja.“, ich streichle langsam über seine Wange, „Und du und Tim, habt euch ja richtig gut verstanden.“
„Scheint so, zumindest besser, als mit dem Rest deiner Familie.“, er lächelt, doch sein Lächeln scheint etwas betrübt.
„Meine Familie muss dich erst mal richtig kennen lernen, dann wissen sie, was ich an dir so liebe.“, ich küsse ihn als Aufmunterung kurz auf den Mund. Er scheint gleich etwas zufriedener.
„Ich würde dich am liebsten mit nach Hause nehmen.“, sagt er ruhig.
„Ich würde auch am liebsten mit dir mit fahren, aber du musst morgen doch bestimmt früh aufstehen?“
„Ja, leider. Oder ich fahre einfach nicht und melde mich krank.“, eh er weiter spricht legen ich meinen Zeigefinger auf seine Lippen und er lächelt.
„Mit so etwas fangen wir erst gar nicht an.“, ich lege meine Hände um sein Gesicht.
„Schade.“
„Du bist am Freitag schon wieder da, so lange müssen wir dann halt telefonieren.“, sage ich sanft.
„In Ordnung. Und wenn du es dir anders überlegst, kannst du vorbeikommen.“
Ich verdrehe die Augen und er fängt sofort an zu lachen. Ich werde das glänzen seiner Augen vermissen, dabei waren es bloß 2 Tage, in denen ich das alles lieb gewinnen konnte. Vielleicht ist es gerade das, was mich verunsichert. Vielleicht war es alles zu viel für ein Wochenende, prägt sich der Zweifel in meinem Kopf weiter aus.
„Hey, was ist los?“ Will greift mein Kinn mit einem Finger. Im Gedanken hatten sich mein Kopf gesenkt, er muss wohl gemerkt haben, woran ich denke.
„Nichts. Ich habe bloß daran gedacht, dass ich dich vermissen werde.“, versuche ich mein Vorunsicherheit zu überspielen. Er lächelt kurz, nach einem kurzen Kuss setzen wir uns beide ins unsere Autos.
50
Das kleine Restaurant ist unser Stammlokal, könnte man sagen. Es ist ein kleiner Asiat gleich bei uns in der Nähe. Wir gehen dort eigentlich immer mindestens einmal im Jahr hin. Der Inhaber kennt scheinbar von jedem in der Nähe den Namen und man wird immer offen empfangen, wie auch heute. Meine Mutter hatte extra noch einmal angerufen, um zu fragen, ob noch ein Platzt mehr frei ist. Der Inhaber kommt uns gleich an der Tür entgegen. „Sie werden ja immer mehr von Jahr zu Jahr, ich freue mich immer über neue Gesichter.“, er lächelt Will an und verweist uns an einen großen Runden Tisch. Er ist eigentlich etwas zu klein für 7 Personen, dafür sitzen wir alle nah bei einander.
Der Inhaber gibt uns die Speisekarten, „Und wie lange seit ihr schon zusammen, denkt ihr schon ans heiraten?“
Will und ich müssen beide etwas lachen, „Noch nicht lange, darüber machen wir uns noch keine Gedanken.“ antworte ich schließlich. Mein Vater sieht nicht so belustigt aus. Er blickt etwas finster drein.
Wir werden alle satt und erzählen noch eine Weile. Die Stimmung ist bei weitem besser als den Tag zuvor. Mein Vater wirft Will trotz alledem noch immer kritische Blicke zu, während sich Will alle Mühe gibt sich in die Gespräche einzubringen. Tim scheint dennoch der Einzige zu sein, der Gefallen hat mit Will zu reden. Immer wieder senkt Will seinen Kopf zu ihm hinüber, um ihn besser zu verstehen. 19 Uhr machen wir uns wieder auf dem Rückweg, Will und ich haben noch einen langen Rückweg, genauso wie meine Schwester. Es wird draußen schon dunkel, doch es regnet nicht weiter. Der Rückweg verläuft etwas ruhiger, wir sind alle satt und reden kaum. Der Strecke zurück zu dem Haus meiner Eltern dauert auch nur 15 min. Am Haus angekommen verabschieden wir uns zuerst von meiner Schwester, Tim versprich mir, dass er mich bald besuchen kommt, mit meiner Schwester und meiner Nichte. Nach einer Umarmung verabschiede ich mich auch von meiner Schwester. Tim geht zu Will, Will geht in die Knie, damit er mit Tim auf der gleichen Höhe. Will hält ihm seine Hand hin, doch Tim wirft seine Arme um ihn. Will scheint vollkommen überrascht, legt jedoch dann auch seine Arme um ihn. Ich muss schmunzeln über diesen süßen Anblick. Wir winken meiner Schwester noch hinterher. Meine Eltern verabschieden uns noch sehr liebevoll. Meine Mutter möchte unbedingt hören, dass wir bald wieder kommen. Als meine Eltern merken, dass ich mich von Will verabschieden möchte, winken sie mir nochmal schnell zu und gehen dann zügig ins Haus.
sidekick_robin am 09. März 16
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49
Aus meiner kleinen Tasche ziehe ich eine Bluse, für den Fall der Fälle hatte ich mir extra eine mitgenommen. Ich streiche sie noch einmal mit meiner Hand glatt, die Worte meiner Mutter im Hinterkopf. 'Du hättest sie ordentlich zusammen packen sollen, jetzt ist die ganze Arbeit des Bügelns umsonst gewesen.' Zuhause machen ich mir darüber eher weniger Gedanken. Mit einem Lächeln schaue ich noch einmal in mein eigenes Spiegelbild im Badezimmer. Zufrieden betrachte ich mich selbst, frisch geschminkt, lächelnd.
Als ich zurück ins Wohnzimmer komme, sitzt Tim an Wills Seite und sie scheinen sich gespannt zu unterhalten. Es ist süß, die beiden zu sehen, wie Tim schnell vor sich hin erzählt und Will ihm genau zuhört.
„So Liz ist dann auch fertig, dann können wir ja los gehen.“,sagt meine Schwester und verbreitet gleich Aufbruchstimmung. Alle ziehen sich nach und nach die Jacken über. Es entsteht eine Schlange im Flur vor der Tür, wir sind eindeutig zu viele Menschen, für diesen kleinen Gang. Ich bin glücklich, als ich aus diesem kleinen Gemenge meiner Familie aus der Tür treten kann und scheinbar wieder Luft bekomme. Dann kommt auch gleich Tim angeflitzt. Tim greift mit seiner kleinen Hand nach meiner und drückt sie fest. „Darf ich mit dir gehen?“
„Klar, mein Schatz“ Ich liebe meinen kleinen Neffe, er kann sich so einfach für Dinge begeistern, ist aufgeweckt und immer so glücklich.
„Und mit wem soll Will dann gehen.“, unterbricht Tim meinen Gedankengang.
„Ich habe doch auch noch eine zweite Hand.“, deute ich auf meine noch freie Hand.
Dann tritt Will aus der Tür und lächelt uns beide zu. Er trägt wieder seinen schwarzen Mantel, dazu seine schwarze Jeans und seine dunkel braun Anzugschuhe. Ich strecke meine Hand nach ihm aus, um anzudeuten, dass er an meiner anderen Seite laufen soll. Er greift gleich zu und lächelt zufrieden. Das glänzen in seinen Augen ist nicht zu übersehen.
So gehen wir dann in Grüppchen zum Restaurant, meine Eltern vor uns und meine Schwester und ihr Mann hinter uns.
„Wann darf ich euch in London besuchen?“, fragt Tim ganz neugierig.
„Das darfst du dir aussuchen, du musst nur deine Mama vorher fragen.“, ich lächle ihn an, seine Augen strahlen.
Tim erzählt den ganzen Weg vom Kindergarten und seiner Lieblingskinderserie. Wir kommen nicht dazu irgendetwas zu erzählen. Wir laufen einfach so vor uns hin.
sidekick_robin am 20. Februar 16
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48
"Und wer war es?", Will steht auf der Treppe und lächelt mich an.
"Clara, eine alte Schulfreundin. Sie hat mir Bescheid gesagt, dass sie nächstes Wochenende vorbei kommen. Wir wollen uns mal wieder alles zusammen setzten."
"Alle?", schaut Will mich fragend an.
Ja genau, da war was. Ich habe Will noch nicht gesagt, dass Josh nach London zieht. Warum weiß ich nicht, aber ich habe noch immer das Gefühl, dass Will eifersüchtig auf Josh ist. "Clara, Josh und ich.", ich mustere seine Mimik, um eine Reaktion zu erkenne. "Josh zieht nächste Woche nach London.", hänge ich hinten an.
"Ok.", sagt er nur kurz gebunden.
"Clara würde sich freuen dich kennen zu lernen." Da ist es wieder, das Gefüge, dass ich ihn jetzt schon wieder damit überfordere.
"Ich würde mich auch freuen.", lächelt er mich an.
"Wenn es dir zu viel für den Anfang ist, dann musst du es mir ehrlich sagen."
Will steht vor mir und schaut mir in die Augen. "Es würde mich freuen deine Freunde besser kennen zu lernen.", sagt er sanft.
Ich greife mit meinen Armen um seinen Körper und ziehe ihn an mich. "Danke.", flüstere ich schon fast.
"Wofür?", grinst er mich an.
"Für das wundervolle Wochenende." Meine Hand greift in seinen Nacken, und ich küsse ihn sanft auf die Wange.
"Ich muss mich bei dir bedanken.", flüstert er mir ins Ohr.
Hinter uns höre ich ein leises Räuspern. Meine Mutter steht im Türrahmen zur Küche und lächelt uns beide an. "Wir wollen los.", blickt sie mich nun an.
"Ich ziehe mich nur kurz um.", nicke ich ihr zu und sie geht zu dem Rest der Familie ins Wohnzimmer.
"Kann ich dich alleine mit meiner Familie lassen?", frage ich Will, als wir wieder alleine sind.
"Ich werde es schon überleben.", grinst er mich an. Er schaut mir noch nach, als ich die Treppe hinauf eile.
sidekick_robin am 14. Februar 16
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47
Clara ist, genau so wie Josh, eine meiner besten Freunde schon seit den Kindergarten. Sie hat erfolgreich Nautik studiert und schifft jetzt auf den Meeren umher, als Offizierin auf einem großem Kreuzfahrtschiff. Dementsprechend ist sie auch recht selten wirklich erreichbar, entweder sie ist auf hoher See oder muss arbeiten, da wird selbst telefonieren schwer. Sie ist oft nur alle paar Wochen erreichbar, wenn sie Urlaub hat.
Ich nehme meiner Mutter den Hörer aus der Hand, „Clara, ich habe lange nichts mehr von dir gehört. Wie geht es dir? Bist du zuhause?“, ich bin begeistert endlich mal wieder etwas von ihr zu hören.
„Na. Mir geht es soweit gut. Ich bin gerade in Spanien, wir haben am Hafen angelegt. Ich habe heute doch mal etwas Zeit. Von Josh habe ich gehört, du bist auf einmal Zuhause mit einem Freund bei deinen Eltern aufgetaucht, da dachte ich, ich muss dich doch mal wieder anrufen. Sag mal wir haben doch erst vor 2 Wochen miteinander telefoniert, wie kam das denn so schnell?“
„Ich wollte gerade sagen, das ist eine lange Geschichte, aber das stimmt wohl nicht.“, wir lachen beide etwas, „Wann bist du das nächste Mal zuhause, dann rufe ich an oder komme mit dem Zug?“
„Ich muss übernächste Woche sowieso nach London. Wie wäre es, ich komme am Sonntag vorbei, wir gehen essen, erzählen etwas und du stellst mir deinen Freund einfach mal vor? Du kannst ja noch Josh fragen, ob er auch kommt?“
„Das klingt gut, brauchst du dann auch ein Nachtlager?“
„Wäre nett, wenn ich bei dir schlafen könnte.“
„Ok, dann erzähle ich dir am Sonntag alles genauer.“
„Schreib mir einfach noch mal eine Email, die kommen ab und zu auch mal bei mir an.“
„Mach ich.“
„Dann bis Sonntag. Ich muss jetzt auch weiter. Ich freue mich“
sidekick_robin am 07. Februar 16
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