Samstag, 28. November 2015
34
„Ich sage nur noch William Bescheid.“
Ich klopfe am Badezimmer und er stellt sofort die Dusche aus. „Kommst du runter? Wir wollen brunchen.“
„Ja, einen Moment ich ziehe mich nur schnell an.“, ruft er aus dem Badezimmer. Ich höre ein leises Rumpeln und ein kurzes zischen. „Ist alles gut?“ ,frage ich besorgt. Die Dusche ist etwas klein für einen großen Mann.
„Nein alles in Ordnung. Ich habe mich nur gestoßen.“, ruft er mir zu.
„Ich gehe schon mal vor. Du kommst nach?“

Ich gehe runter ins Esszimmer, meine Mutter hat extra den Tisch ausgezogen, dass wir alle einen Platz finden. Der Tisch ist bedeckt mit Essen, mehr als wir alle eigentlich essen könnten. Ann, Jack, Tim und mein Vater haben sich schon hingesetzt und betrachten den Berg aus Essen, der sich vor ihnen auftut. Meine Mutter huscht noch immer hin und her mit neuen Tellern. Ich ziehe den Stuhl neben Tim nach hinten um mich neben ihn zu setzen, doch dann legt er seine Hand auf ihn ab und schaut mich an.
„Kann William neben mir sitzen?“, fragt er mit großen Augen.
„Natürlich.“, ich lächle ihn an und rutsche einen Stuhl weiter. Tim scheint ihn scheinbar zu mögen.
Meine Mutter scheint nun alles heran getragen zu haben und setzt sich an die Stirnseite neben meine Vater. „Wo bleibt denn William?“, fragt sie als sie sich am Tisch umschaut.
„Er war noch duschen und wollte sich noch anziehen.“, antworte ich, doch dann sind auch schon seine Schritte auf der Treppe zu hören. Will trägt nun wieder die Krawatte, die er sich wohl nach unserem erstem Treffen gekauft haben muss, sie ist dunkel blau und passt wunderbar zu seinen Augen.
„Guten Morgen.“ , sagt er während er sich auf meine Schwester und meinen Schwager zubewegt. Er reicht meiner Schwester und dann meinem Schwager die Hand, „Schön sie kennen zu lernen.“
„Ebenso.“ , sagt meine Schwester munter und lächelt.
„William setzt du dich neben mich“, ruft Tim dazwischen.
„Ja, na klar.“, sagt Will und setzt sich zwischen mich und Tim. Tim ist ganz begeistert und grinst uns an.
Will greift mit seiner Hand auf mein Knie und blickt mich an. Er scheint in dieser etwas seltsamen Situation Bestätigung zu suchen. Wir sitzen hier am Frühstückstisch mit meiner Familie, dabei kennen wir uns gerade mal eine Woche. Das war für mich eigentlich immer ein Schritt, den ich erst nach ein paar Monaten angegangen bin, wenn es überhaupt soweit kam. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal etwas riskiert habe, wann ich so spontan war und nun sitze ich mit diesem Mann am Essenstisch mit meinen Eltern. Ich bin eigentlich selbst verunsichert und mit der Situation etwas überfordert, doch ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. Ich schaue ihm tief in die Augen und greife seine Hand. Augenblicklich scheinen wir beide etwas sicherer zu werden.



Sonntag, 22. November 2015
33
Neben Tim auf dem Boden sitzt Will. Er hat seine Beine zum Schneidersitz ineinander verknotet und hört Tim gebannt zu, wie er seine neue Spielzugburg erklärt. Es ist süß wie sie da nebeneinander auf dem Boden sitzen. Mir fällt auf, dass sie sich irgendwie ein wenig ähnlich sehen.
„Und das hier ist der böse schwarze Ritter?“, fragt Will und hält Tim eine Figur hin.
„Der ist eigentlich nicht böse, er beschützt die Burg und ist der größte Held im Königreich. Seine schwarze Rüstung soll allen Bösen Angst machen, aber eigentlich ist er ganz nett.“, sagt Tim begeistert. Ich lehne mich an den Türrahmen und beobachte die beiden. William hat sich wieder sein Hemd und seine Hose angezogen und sitzt mit dem Rücken zu mir.
„Du hast ja schon jemanden gefunden zum spielen.“ sage ich belustigt. Will dreht sich zu mir um und lächelt mich an.
„Ja, ich habe Will meine Burg gezeigt.“
„Ich wollte eigentlich duschen, wusste aber nicht wo das Badezimmer ist, da habe ich Tim getroffen.“, sagt Will und lacht.
„Das Badezimmer ist eine Tür weiter“,sage ich kurz und zeige lächelnd auf die Tür neben an.
„In Ordnung. Tim, dann lasse ich dich jetzt mit meinem Burgfräulein allein.“, wendet sich Will an Tim, der leise kichert.
„Na gut.“, sagt Tim kurz und wendet sich wieder seiner Burg zu.
Will läuft an mir vorbei, greift meine Hand und gibt mir einen Kuss auf den Handrücken, „My Lady.“, witzelt er. Und verschwindet in Badezimmer.
Ich setzte mich neben Tim und schaue mir seine Burg an.
„William ist nett.“, sagt er, „Ich mag ihn. Wenn du ihn heiratest, ist das ok.“ Ich muss lachen und wuschele Tim durch sein hellblondes Haar, „Gut, dann weiß ich ja Bescheid.“
Er zeigt mir seine Ritter auf den Pferden , steht immer wieder auf um mir eine neue Ecke oder Geheimversteck zu zeigen. Ich betrachte Tim, wie er dort sitzt und spielt. Wenn du ihn heiratest, ist das ok. Was Kinder manchmal sagen ist seltsam, doch die Worte haben mich warm ums Herz werden lassen. Ich meine solche Gedanken würden einem Erwachsenen nach so kurzer Zeit nicht kommen, mir zumindest nicht, auch wenn ich mich nach so kurzer Zeit schon irgendwie mit Will verbunden fühle.
Von unten tönt eine Stimme, „Liz! Tim, kommt ihr runter wir wollen brunchen.“, ruft meine Mutter.
Ich und Tim stehen auf, er rennt schon vor.



Samstag, 21. November 2015
32
Ich stapfe die Treppe hinunter. Auf der Couch im Wohnzimmer sitzt meine Schwester Ann mit ihrem Mann Jack. „Da bist du ja.“ Mein Neffe stürmt begeistert auf mich zu und springt in meine Arme.
„Ich hab dich lange nicht mehr gesehen, Schwesterherz.“, meine Schwester kommt nun auch auf mich zu und nimmt mich in den Arm. Ich gehe zu meinem Schwager und wir nehmen uns auch kurz in den Arm. „Ist Emma immer noch im Ferienlager?“, frage ich meine Schwester.
„Sie kommt leider erst nächste Woche wieder. Sie hätte sich bestimmt auch gefreut dich mal wieder zu sehen.“, sagt meine Schwester. Emma ist meine Nichte, sie ist 7 Jahre älter, als Tim.
„Wo ist William?“, fragt mich Tim und schaut mich neugierig an.
„Er macht sich bestimmt nur noch mal frisch.“, sage ich Tim, während er mich mit seinen kleinen glänzenden Augen anstarrt.
„Soll ich dir zeigen, was mir Oma tolles mitgebracht hat?“, sagt Tim aufgeregt.
„Gleich mein Schatz. Darf ich mich noch kurz mit deiner Mama unterhalten?“
„Ok, ich geh schon mal vor.“, er flitzt die Treppe hinauf. Er hat oben im Gästezimmer etwas Spielzeug.
„Mama hat mir schon gesagt, dass du nicht alleine hier bist. Sie war ganz begeistert, Papa eher weniger, aber du kennst ihn ja.“, wir müssen beide lächeln, „Los erzähl mir etwas von ihm.“
„Wir kennen uns eigentlich noch nicht so lange. Ich habe mich gestern mit Papa gestritten und da ist er vorbeigekommen um mich aufzumuntern.“
„Ich wusste gar nichts, dass du einen Freund hast.“, sagt meine Schwester.
„Ich so wirklich auch noch nicht.“, sage ich kurz. Ich rede noch einige Minuten mit meiner Schwester über die Arbeit und wir unterhalten uns, was es so Neues gibt.
„Ich glaube ich sollte mal hoch zu Tim schauen.“, ich gehe die Treppe hinauf und laufe an meinem Zimmer vorbei. Will ist nicht mehr dort, er muss wohl ins Bad gegangen sein. Die Tür zum Gästezimmer steht offen.



31
Ich drehe mich zu Will um, er schläft immer noch fest. Es ist schön zu sehen wie friedlich er dort liegt. Ich streichle ihn sanft über seinen Brustkorb, küsse ihn. Er öffnet seine Augen langsam und lächelt mich an. Seine blauen Augen glänzen mich verschlafen an. Er packt mich, zieht mich an sich heran. „Guten morgen, Darling.“, flüstert er mir ins Ohr und küsst mich auf die Wange.
„Wir müssen leider aufstehen“, kichere ich. Darling,das klingt wie aus einem alten Liebesfilm, aber es ist trotzdem schön, wie sanft er zu mir ist.
„Und wenn ich nicht will?“, er lacht.
„Dann kommt mein Neffe Tim gleich nochmal hoch und haut dich?“, steige ich in sein lachen ein.
„Wieso, ist er schon da?“, fragt er jetzt verwirrt.
„Wir haben dich beim schlafen beobachtet.“ ziehe ich ihn auf.
Er lächelt, zieht mich noch näher an sich. Ich bin so fest in seinem Griff selbst, wenn ich mich bewegen wollte, könnte ich es nicht. Mein Körper ist fest an seinen gepresst, seine langen Arme verschlingen sich hinter meinem Rücken. Meine Hände sind fest auf seine Brust gedrückt. Seine Lippen bewegen sich langsam auf meine zu, ich streiche mit meinen Händen an seinem Körper hinauf, bis meine Finger durch sein Haar fahren. Nun trennt nichts mehr unsere Körper voneinander. Ich spüre wie seine Hand langsam unter mein T-Shirt gleitet und er mir mit den Fingerkuppen den Rücken hinauf streicht. Das Gewicht seines Körpers drückt mich langsam auf meinen Rücken. Will liegt nun fast auf mir, mit einem Arm stützt er sich ab, damit nicht sein ganzen Gewicht auf mir liegt. Seine andere Hand streift noch immer meinen Rücken. Meine Beine schlingen sich automatisch um ihn. Bei jedem seiner Atemzüge merke ich, wie sich sein Oberkörper weiter auf mich presst. Die Wärme seines nackten Körpers strahlt durch mein T-Shirt und gibt mir ein wohliges Gefühl, während sich unsere Zungen berühren. Es dauert eine Weile bis ich meine Lippen wieder von ihm lösen kann.
„Ich glaube ich muss jetzt langsam runter, sonst kommt Tim gleich wirklich wieder hoch.“ ich lächle Will an. Ich liebe das Glitzern in seinen Augen und küsse ihn noch einmal sanft. Er dreht sich zurück auf den Rücken und legt seine Hände in den Nacken, während er mich dabei beobachtet, wie ich meine kurze Schlafanzughose ausziehe und mir eine Jeans überstreife. Als ich merke wie er grinst werfe ich ihn mit der Schlafhose ab und lache. „So ich gehe jetzt runter, du kannst ja den ganzen Tag im Bett bleiben.“ , sage ich provokativ als ich schon im Türrahmen stehe. Ich weiß, er wird mir gleich folgen.



Freitag, 20. November 2015
30
Er greift hinter seinen Rücken, hält meine Hände fest. Seine Lippen formen sich zu einem lächeln, trotz allem dem löst er seine Lippen nicht von mir. Er zieht meine Hände wieder hoch und legt sie um seinen Rücken.
„Zieh dir was an, sonst kann ich mich nicht mehr lange im Zaum halten.“, sein Atem ist schnell, er schaut mir in die Augen. Seine Lippen berühren seine Stirn und er löst sich von mir.
Er zieht sich seine Hose aus,huscht schnell in mein Bett und sieht mir zu während ich mich anziehe.
„Los komm zu mir.“, sagt er sanft, doch etwas ungeduldig und deckt den Platzt neben sich auf. Ich krabble unter die Decke, Will beugt sich zu mir hinüber und küsst mich.
Ich lege mich in seine Arme, wie gestern Abend, so liegen wir da. Ich schaue ihn an, während er nachdenklich an die Decke schaut. Ich streiche mit meinem Finger über seinen nackten Bauch.
„Worüber denkst du nach?“, frage ich.
„Wie schön es mit dir ist, wie ruhig ich bin, ich kann schlafen, wenn du bei mir bist.“, sagt er ruhig.
Ich lege meinen Arm um ihn und schlafe erschöpft ein.


„Psst., Liz, wach auf.“, höre ich eine Stimme neben mir flüstern. Ich öffne verschlafen meine Augen, es ist hell und im Sonnenlicht, was durch das Fenster strahlt, steht Tim. Wills Arme sind um mich geschlungen, sein Oberkörper ist frei gedeckt, er schläft noch.
„Guten Morgen, mein Schatz.“, sagen ich zu dem kleinem Jungen. Er grinst mich an. Seine kleinen blauen Augen strahlen. Er hat die Augen seiner Mutter, so wie wir alle in unserer Familie, ansonsten sieht er aus wie sein Vater.
„Wer ist das, ist das dein Mann?“, sagt er vorsichtig.
Ich muss lachen, halte mir aber den Mund zu um nicht Will zu wecken, „Das ist mein Freund William.“
Tim schaut Will etwas skeptisch an. „Oma hat gesagt, ich soll euch wecken und Handtücher hinlegen. Kommst du dann bald runter?“, flüstert er noch immer.
„Ich wecke William und dann kommen wir runter.“
„Ok“, lächelt mich Tim an und flitzt wieder aus dem Zimmer.



Donnerstag, 19. November 2015
29
Wir stehen in meinem altem Kinderzimmer. „Tut mir leid. Meine Eltern ist manchmal etwas...besonders.“
Will läuft durch mein Zimmer und blickt sich um, „Das ist also dein altes Zimmer?“ Er dreht sich um und lächelt mich an. Mir fällt auf, dass er meine Wohnung ja noch nie gesehen hat.
Ich lege meine Arme um ihn und ziehe ihn an mich. „Und du bist also mein Freund?“, ziehe ich ihn auf und küsse ihn auf die Wange. Seine Haut ist ohne Bart ganz glatt. Ich fahre mit meinen Händen seinen Rücken hoch und wieder runter.
„Liz benimm dich, ich weiß nicht, ob ich dir heute wieder stehen kann.“, flüstert er mir leise ins Ohr. Sein Mund wandert in meinen Nacken und er küsst mich sanft. Ich leg meinen Kopf automatisch etwas auf die Seite. „Ich glaube das ist eine schlechte Idee“, er nimmt seinen Kopf zurück. So stehen wir beide da und lachen etwas.
Nun blicke ich mich ebenfalls in meinem altem Zimmer um. All die Erinnerungen aus meiner Jungend liegen hier noch überall. Ich blicke auf meinen kleinen Wecker auf meinem Tisch, er läuft scheinbar noch. „Es ist schon lang Mitternacht durch, wir sollten langsam ins Bett.“, lächle ich ihn an, „Morgen kommt mein Neffe und der wird mich ganz schön beanspruchen.“
Will hängt sein Sakko weg und zieht an seiner Krawatte.
„Du hast gar nichts zum anziehen mit, oder?“ , fällt mir dann auf.
„Ich muss wohl ohne auskommen.“, er lacht und knöpft provokativ langsam sein Hemd auf.
Ich lächle, drehe mich dann jedoch um und hole mir etwas anzuziehen aus meinem Schrank, ein weites Shirt und eine kurze enge Hose.
Ich drehe mich um und sehe wie Will seine Hemd über einen Stuhl hängt. Provokativ ziehe ich mein Top und meine Jeans aus. Ich stehe nur noch in BH und Slip. Sein Blick wandert über meinen fast nackten Körper, seine Pupillen sind geweitet und er beißt sich auf die Unterlippe. „Verdammt“, sagt er leise und kommt auf mich zu. Er steht genau vor mir und schiebt mir eine Strähne hinter mein Ohr, greift mit beiden Händen mein Gesicht und presst seine Lippen auf meine. Ich öffne sofort meinen Mund und unsere Zungen berühren sich.Was das für ein Gefühl ist, seine warme Haut berührt meinen nackten Körper. Meine Hände wandern von seinem Bauch zu seinen Brust hinauf, dabei spüre ich jeden Muskeln seines trainierten Körper. Ich spüre seinen Herzschlag und mein Puls steigt. Ich lege meine Arme um ihn und gleite meinem Finger langsam an seinem Rücken hinunter. Meine Hände schiebe ich langsam in seine Hose.



Dienstag, 17. November 2015
28
Wir stehen schon vor der Haustür, als mir klar wird, wo wird sind. Ich will schon den Mund öffnen, bin etwas verunsichert, was wir jetzt machen sollen, doch in dem Moment reißt meine Mutter die Haustür auf. Sie schaut uns beide etwas verwirrt an, wie Wills Arm um mich liegt und ich eigentlich gerade wieder gehen wollte.
„Ähm das ist..“, ich weiß nicht genau wie ich das meiner Mutter jetzt erklären soll, doch dann unterbricht mich Will.
„Ich bin William, Liz Freund. Es freut mich sie kennen zu lernen.“, er streckt meiner Mutter seine Hand entgegen, ohne mich dabei loszulassen.
Meine Mutter ist noch verwirrter als zuvor, greift jedoch seine Hand und schüttelt sie. Sie schaut mich fragend an, bittet uns dann jedoch herein. Ich bin ebenso verwirrt wie sie und starre Will an. Mein Herz macht zwar einen Sprung, dennoch kann ich mein Glück nicht fassen. Ohne mich anzuschauen greift er meine Hand, da er zu merken scheint, wie verwundert ich bin.Sein fester Griff gibt mir Sicherheit.
„Liz, es tut mir leid, ich hätte so etwas nicht sagen sollen.“, dröhnt die Stimme meines Vaters auf uns zu. „Ich dachte...“ mein Vater sieht uns und bleibt abrupt stehen. „Wer ist das?“ Er blick Will böse, aber auch verwirrt an.
„Das ist William, Liz's Freund.“, meine Mutter betont dabei,besonders meinen Namen.
Mein Vater kann seine Verwirrung nicht verstecken. Will geht selbstbewusst, mit ausgestreckter Hand auf ihn zu, „Schön sie kennen zu lernen.“
„Entschuldigen sie meinen Auftritt, ich bin nur etwas verwirrt.“, mein Vater gibt ihm die Hand und schüttelt sie.
Wir stehen alle in einem Moment der Ruhe da, einschließlich mir starren alle Will an.
„Wollen sie noch etwas essen? Liz hat auch nicht fertig gegessen, setzten wir uns doch wieder an den Tisch.“, sagt meine Mutter. Mir ist das etwas unangenehm, mich mit Will und meinen Eltern an einen Tisch zu setzten und unbeholfen zu erzählen.
Ich sitze nun wieder am gleichem Platz, wie vor unserem Streit, doch diesmal sitzt Will neben mir.
„Wann habt ihr euch denn kennen gelernt?“, fragt meine Mutter neugierig.
„Wir haben uns das erste Mal in einem Geschäft gesehen und dann war Will zufällig auf der Hochzeit.“, antworte ich, während Will seine Hand vorsichtig auf meinen Oberschenkel legt und mich anlächelt.
„Auf der Hochzeit?“
„ Ich habe Vicy und George abgeholt.“
„Und was machen sie, William?“, mischt sich meine Vater in das Gespräch ein. Das ist typisch für ihn, ich will sofort was sagen. Mein Puls steigt schon wieder vor Wut, doch William fährt langsam mit seiner Hand an meinem Bein entlang, um mich zu beruhigen. Ich werde sofort entspannter. Wie macht er das?
„Ich arbeite in London bei einem Buchverlag, als Scout für neue Autoren, die wir unter Vertrag nehmen können.“, antwortet er selbstbewusst während er langsam weiter isst.
„Das hört sich sehr interessant an.“, antwortet mein Vater. Die ganze Situation ist mir irgendwie unangenehm, wie uns meine Eltern und gerade zu anstarren. Es herrscht einen Moment ruhe und es ist nur das klirren des Bestecks auf den Tellern zu hören.
„Wollen sie hier schlafen?“, erkundigt sich meine Mutter und schaut Will freundlich an, während mein Vater ihn nahezu finster anflunkert.
„Ich kann wieder zurück nach London fahren, ich will ihnen keine Umstände machen“, sagt er kurz.
„Sie machen doch keine Umstände, wir möchten sie gern näher kennen lernen“, meine Mutter schaut zu meinem Vater, um Bestätigung zu suchen, doch meine Vater sitzt ausdruckslos da.
Will sucht meinen Blick, ob ich etwas dagegen habe. Ich nicke, wenn ich jetzt noch hier bei meinen Eltern bleiben muss, dann wenigstens mit Will an meiner Seite.



Dienstag, 17. November 2015
27
„Hattest du eigentlich eine Freundin zwischendurch?“, frage ich Josh nun auch etwas neugierig.
„Ja, in Dover hatte ich eine Freundin, sie hat Schluss gemacht, deshalb habe ich mich jetzt entschieden nach London zu ziehen.“
„Das tut mir leid, das wusste ich nicht.“
„Ist schon ok. Du hast mir doch deine Leidensgeschichte erzählt.“, er grinst und wir schauen beide zu Boden und laufen weiter nebeneinander. Ich beobachte jeden meine Schritte und merke, wie ich langsam müde werde.
„Ich glaube, da will wer was von dir.“, sagt Josh abrupt.
„Was?“, ich blicke auf und sehe jemanden schnell auf uns zukommen. Will. Was macht er hier, woher weiß ich, wo ich bin?
Er rennt auf uns zu, trägt einen Anzug und sein Blick irritiert mich. Nun mustert er Josh, und sein Blick wechselt zwischen mir und ihm hin und her.
Er bleibt vor mir stehen, greift nach meiner Hand, „Liz, es tut mir Leid, was ich gesagt habe, ich habe nicht nachgedacht. Ich meinte es nicht so.“
„Ich glaube ich gehe nach Hause.“, Josh blickt mich fragend an, als wolle er fragen wollte, ob es in Ordnung ist. Ich nicke kurz. „Dann melde dich morgen bei mir.“ Josh geht.
Ich schaue Will sprachlos an. „Es tut mir wirklich leid.“
„Weißt du, wie sehr du mir damit weh getan hast? Zuerst bist du so sanft und sagst du gehörst nur mir und im nächsten Moment bist du so herzlos.“ Ich ziehe meine Hand zurück. Will scheint nun verzweifelt zu sein und macht einen weiteren Schritt auf mich zu.
„Ich weiß doch auch nicht, was mit mir los ist. Ich habe dich gewarnt, dass ich Kaltherzig bin.“
„Also bin ich jetzt selbst schuld?“, entgegne ich nun wütend, während sich in meinen Augen wieder Tränen sammeln.
„Nein.“ , er rauft sich das Haar, „Ich bin nicht der Richtige für dich, das weiß ich, bloß ich kann dich nicht einfach so gehen lassen, dazu liebe ich dich zu sehr.“ Einen Moment verstummt er, scheinbar hatte er die Worte selbst so nicht erwartet. „Ich bin vollkommen verwirrt, ich habe gedacht ich kann nie wieder lieben. Doch du hast das irgendwie geändert. Neben dir kann ich schlafen, als wäre alles vergessen und wenn du weg bist, kommen in mir alte Gefühle in mir hoch, ich fühle mich wieder alleine. Ich war eifersüchtig wegen Josh, ich meine, dass was dein Vater gesagt hat, wird stimmen. Er würde dir ein besserer Mann sein , als ich.“
„Sag das nicht.“, unterbreche ich ihn. Ich weiß, dass ich ihm aus irgendeinem Grund innerlich schon verziehen habe, aber ich will nicht jetzt schon nachgeben. „Du bist ein wundervoller Mensch, wenn ich bei dir bin.“ Ich mache einen Schritt auf ihn zu, so dass wir uns so nahe stehen, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüre. „Bloß tue mir so etwas nicht nochmal an.“
„Ja ich verspreche es dir.“ Ich ziehe ihn an seiner Krawatte an mich heran und küsse ihn. Seine Hände legen sich sofort um meinen Rücken und ich öffne meinen Mund. Nach einigen Minuten löse ich mich wieder von ihm. „Schöne Krawatte.“
„Ja, die hat mir eine Frau im Laden empfohlen. Sie soll wohl gut zu meinen Augen passen.“, lächelt er mich an und ich küsse ihn auf die Wange. Er ist rasiert, das ist mir vorher gar nicht aufgefallen. Schade eigentlich. Wie er vor mir steht, in dem Anzug, den er bei unserem ersten Treffen anhatte, gefällt mir irgendwie. Nur diesmal passt auch die Hose.
„Und was machen wir jetzt?“, ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht einfach wieder nach Hause fahren soll.
„Ich würde deine Eltern gerne kennenlernen.“, sagt Will ruhig.
„Was? Bist du dir da sicher, ich meine du kennst meinen Vater nicht.“
„Aber ich glaube, du solltest jetzt nicht einfach nach Hause fahren. Vielleicht solltest du dich ihm einfach stellen. Ich habe keine Angst vor deinem Vater.“
„Und du bist dir sicher, dass das noch nicht zu früh ist?“
„Hm, das ist mir egal.“, er zuckt nur kurz mit den Schultern und schaut mich fragend an. Ich nicke nur.
Er legt seinen Arm um mich und wir laufen in die Richtung meines Elternhauses.
„Hier bist du also aufgewachsen?“, fragt er und unterbricht die Stille.
„Wie hast du mich eigentlich gefunden.“, fällt mir nun wieder ein. Ich habe ihm nie erzählt, wo meine Eltern wohnen.
„Du bist ja nicht mehr an dein Handy gegangen, da habe ich Vicy angerufen und gefragt.“, er gibt ein leises Lachen von sich.



26
Es ist schon dunkel draußen und ich laufe durch die Straßen meiner alten Heimat, ohne zu wissen, wo ich überhaupt hin laufe. Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche und wähle eine Nummer. Es wird scheinbar langsam zur Gewohnheit.
„Was ist los?“, Will stimme tönt sanft durch den Lautsprechern. Seltsam, früher hätte ich sofort Vicy angerufen.
„Mein Vater, er hat es schon wieder übertrieben.“
„Wieso, was hat er gesagt?“
„Ein alter Schulfreund war zu Besuch, meine Eltern haben ihn eingeladen. Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen und wir waren früher unzertrennlich. Deshalb habe ich gedacht, meine Eltern haben ihn eingeladen, weil sie mir damit eine Freude machen wollten. Doch dann hat mein Vater hat mein Vater angefangen zu versuchen mir einzureden, ich sollte Josh zu meinem Mann an meiner Seite aussuchen.“, ich warte auf eine Reaktion von Will, doch es kommt keine, „ Und zu allem Überfluss war er dann noch so herablassend und meinte ich wäre ja sowieso Single.“
„Das bist du doch auch.“, Wills Stimme ist vollkommen trocken und gleichgültig.
Ich bleibe stehen, mein Herz scheint auch stehen geblieben zu sein und Tränen rinnen aus meine Augen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen lege ich auf und fange an zu weinen. Ich merke, ich stehe an der kleinen Brücke, an einem Fluss, wo ich früher immer stand, wenn ich traurig war. Das Plätschern des Wassers vermischt sich mit meinem Schluchzen. Bei Tageslicht ist das einer meiner liebsten Orte. Immer, wenn es etwas gab, worüber ich nachdenken wollte, konnte ich das hier in Ruhe tun. Außer der Brücke scheint hier die Natur hier unberührt. Bäume verdecken den Blick auf die kleine Stadt und nur ein kleiner Trampelpfad führt von hier aus weiter in die Natur. Nun stehe ich hier, wie schon früher immer, wenn ich mich mit meinem Vater gestritten hatte, doch diesmal ist es ein anderer Mann, der meine Tränen zum rollen bringen. Nur der Mond scheint auf mich hinunter.
Hinter mir höre ich ein scharren. Ich zucke zusammen als ich Schritte hinter mir höre.
„Ich wusste doch, dass ich dich hier finde. Hier hab ich dich früher auch immer gefunden, wenn du traurig warst.“, Josh kommt auf mich zu und nimmt mich sofort in den Arm. So stehen wir dann eine Weile da, ohne etwas zu sagen und ich weine mich an seiner Schulter aus.
Nach einigen Minuten habe ich mich etwas beruhigt, schluchzte nur noch etwas vor mich hin.
„Was ist los, ist es wegen deinem Vater?“, fragt Josh ruhig.
„Nicht nur.“
„Na los erzähl mir davon.“ Wir gehen beide auf einem kleinen Feldweg entlang, wie früher schütte ich ihm mein Herz aus. Ich erzähle ihm von Will, was in den letzten Tagen passiert ist, was er eben am Telefon gesagt hat und was mir Vicy über ihn erzählt hat.
„Ich habe nicht von ihm erwartet, dass er mich aufmuntert. Ich wollte nur, dass er mir zu hört.“
„Er hat es sicher nicht so gemeint. Habt ihr schon darüber gesprochen, was zwischen euch ist?“
„Nein, nicht wirklich, abgesehen davon, was er mir am Freitag Abend gesagt hat, nichts.“
„Vielleicht muss er sich selbst darüber bewusst werden. Oder vielleicht ist er auch einfach ein Arsch.“ Ich habe meinen besten Freund unheimlich vermisst. George, Vicy und ich können zwar auch über alles reden, aber das ist was anderes.
„Ich wollte dich nicht verletzten, ich meine du bist ein besonderer Mann, aber für mich bist du eher ein Bruder.“
„Ich weiß anders geht es mir auch nicht bei dir. Meine Eltern haben mich zu dem Essen überredet. Ich meine, ich freue mich dich wieder zu sehen, aber ich hätte dich fragen sollen, ob es ok ist.“
„Nein, das ist nicht schlimm.“
Wir laufen so nebeneinander weiter und reden über seinen Umzug nach London. Ich freue mich darauf, ihn wieder in meiner Nähe zu haben. Wir laufen immer weiter und weiter, ich weiß nicht ob ich diesen Weg schon jemals so weit gelaufen bin.Wir müssen schon mehr als eine Stunde unterwegs sein.
„Ich glaube wir sollten langsam wieder zurück.“, sagt Josh und ich glaube sein Lächeln im Dunkeln zu erkennen.
Zurück auf der Straße in unserem kleinem Heimatstädtchen, habe ich meinen Schmerz schon fast wieder vergessen und wir lachen darüber als wir uns erinnern, wie wir zu Halloween einmal einen Nachbarn einem Streich gespielt haben und uns der Mann durch die halbe Stadt gejagt hat.



Sonntag, 15. November 2015
25
Während der Fahrt versuche ich mich mit Musik auf andere Gedanken zu bringen, ich bekomme das was Vicy gesagt hat nicht mehr aus dem Kopf. Was ist, wenn das zwischen mir und Will nicht das ist wofür ich es halte? Ich meine ich weiß selbst nicht, was das zwischen uns ist. Es fühlt sich alles vertraut an, ich bin noch nie so schnell so weit gegangen. Kann ich Will einschätzen oder übernehme ich mich an der ganzen Sachen? Die ganze Situation zerrt an mir. Ich merke jetzt erst, wie tief ich schon darin stecke, wie sehr ich mich in ihn verliebt habe.
Ich fahre die Auffahrt zu dem Haus meiner Eltern hinauf. Ich bin abgespannt und ich wünschte ich wäre etwas später gefahren, mir ist nach diesem Tag einfach nicht danach, mit meinen Eltern am Essenstisch zu sitzen und zu erzählen.
Ich gehe zur Haustür und hole meinen Schlüssel raus, doch meine Mutter öffnet schon die Tür.
„Ich hab also richtig gehört.“, sie nimmt mich in den Arm, „Wie war deine Fahrt.“
„Ganz schön lang.“
„Du bist später gekommen als ich dachte.“
„Vicy war noch kurz da und hat von ihren Prüfungen erzählt.“, lüge ich.
Ich stelle meine Tasche ab und gehe mit meiner Mutter ins Esszimmer. Als ich durch die Tür hineingehe, sehe ich ein alt bekanntes Gesicht. Josh, ein Freund den ich schon seit der Grundschule kenne, sitzt mit meinem Vater am Tisch.
„Liz, wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen.“, er steht auf und wir umarmen uns. Wir haben uns wirklich eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, da er für seinen Job auch etwas weiter weg gezogen ist und wir selten beide zur gleichen Zeit bei unseren Eltern zu Besuch sind. Nun kommt auch mein Vater auf mich zu und nimmt mich kurz in den Arm.
„Ich hole dann mal das Essen“, sagt meine Mutter und verschwindet in die Küche. Ich setzte mich neben Josh, meine Eltern scheinen gegenüber von uns zu sitzen.
„Und wie läuft es bei dir so in London?“, fängt mein Vater das Gespräch an.
„Eigentlich recht gut. Im Büro läuft es gut, mein Chef scheint mit mir zufrieden zu sein und ich lebe mich dort langsam ein.“
„Willst du dir nicht langsam eine größere Wohnung suchen, jetzt mit deinem festen Einkommen?“, meine Mutter mischt sich ins Gespräch ein, mit Lasagne beladen kommt sie in das Esszimmer.
„Eigentlich bin ich mit meiner Wohnung so weit zufrieden,so kann ich noch etwas sparen und für mich ist sie auch groß genug.“
Meine Vater tut jedem etwas zu Essen auf, während Josh einfach nur da sitzt und uns zuhört.
„Weißt du, Josh wird auch bald nach London ziehen, er hat dort eine Stelle bei einer großen Firma bekommen.“, bringt mein Vater Josh ins Spiel.
„Wirklich?“, ich schaue ihn interessiert an.
„Naja nichts Großes, aber ich hoffe du zeigst mir dann die Stadt?“, sagt er schüchtern.
„Auf jeden Fall. Dann sehen wir uns ja wieder öfter.“, ich lächle ihn an. Wir waren immer sehr gute Freunde und haben eigentlich immer über alles gesprochen.
„Ihr passt schon immer so schön zusammen.“, jetzt weiß ich worauf mein Vater eigentlich hinaus wollte, „Du hast doch keinen Freund oder?“
„Dass du es immer wieder versuchst mich zu verkuppeln.“, ich bin sauer auf meinen Vater und kann mich nicht zurückhalten.
„Aber ich meine doch nur, Josh ist ein bodenständiger, guter Mann und ihr kennt euch schon ewig.“, mein Vater spricht weiter, obwohl er weiß, dass meine Laune nur noch schlechter wird. Josh tut mir etwas leid, es scheint den Eindruck zu machen, dass er von alle dem nichts wusste.
„Das mag wohl sein, trotz alledem Suche ich mir meinen Mann lieber selber aus, du hast da kein Mitspracherecht.“
„Wenn du dich so anstellst, dann bleibst du immer alleine.“
„Lass das mal meine Sorge sein.“
„Irgendwann musst du dich darum auch mal kümmern. Du wirst auch nicht jünger.“
Mutter schlägt meinem Vater gegen den Arm.
„Und selbst, wenn ich einen Freund hätte, warum sollte ich dir davon erzählen, du würdest doch kein gutes Haar an ihm lassen.“
„Ja, aber du hast keinen.“, sagt mein Vater ruhig.
Ich stehe auf, schnappe meine Jacke und gehe aus dem Haus. Ich höre, wie meine Mutter mir noch nachruft, doch dann knallt die Tür zu.